Akrobatisch und komisch, rasant und dann auch wieder alles in Zeitlupe. So setzten die Artisten beim „Viva Varieté“ des Lions Clubs Bad Vilbel-Wasserburg das Publikum im Forum Dortelweil in Erstaunen. Sorgten für viele „Ahs“ und „Ohs“ und bekamen lebhaften Applaus.
Bad Vilbel. Mit neapolitanischen Weisen ließen Sonngard Dressler und Esther Primavera als „Due Donne“ die Zuschauer zu Beginn des Programms das Eis und den Schnee draußen vor dem Eingang vergessen und animierten, von Sonne, Sehnsucht und Urlaub zu träumen. Nachdem dann noch zusätzliche Tische aufgestellt waren, um auch allen Platz zu bieten, begrüßten Lions-Präsident Peter Kiesgen, Fördervereinsvorsitzende Beate Ritzler und Pastpräsidentin Christine Fauerbach die fast 300 Gäste.
Schnell überließ das Trio die Bühne einem Männlein im schicken Smoking samt Fliege und festgezurrtem Kummerbund. Bert Rex führt fortan als Ansager, Moderator und Pausenclown durchs Programm. Er witzelt, versucht zu zaubern, kalauert, gibt sich tapsig und wickelt so seine Zuhörer um den Finger. Mit diesem Charme gelingt es ihm auch mehrmals Gäste aus dem Publikum zum Mitmachen zu animieren. Besonders gut kommen seine Slow-Motion-Gags an, bei denen er vorgibt, Zaubertricks zu verraten.
Fall vom Trapez
Zeitlupe kann sich Jongleur Marcos Furtnero, der als stolzer Spanier auftritt, nicht erlauben. Seine Geräte sind die Devil-Sticks. Diese rund 65 Zentimeter langen Holzstäbe lässt er rasant mit Hilfe von kurzen Handstäben zu schneller mexikanischer Musik durch die Lüfte wirbeln – teilweise auf dunkler Bühne mit tollen Leuchteffekten der Sticks.
Mit saukomischer Partnerakrobatik bringt das „Duo Unwucht“ (Jasper Herrmann und Thorsten Bohle) den Saal zum Staunen und Lachen. Der eine athletisch und selbstverliebt, der andere dick und kindlich-fröhlich, tragen sie ihre Konflikte mit grober akrobatischer Finesse aus, verknoten sich mit Armen und Beinen, kungeln übereinander und springen aufeinander, das es richtig weh zu tun scheint. Am Ende steht dann aber die Versöhnung.
Um Freund- und Feindschaft, Liebe und Zorn, Spaß und bitterem Ernst geht es auch bei dem Jonglage-Duo „M. Lilley & Cortes Young“. Zu rasanter Musik nutzen sie die gesamte Bühne um fliegenden Keulen herumzutollen in ihrem Kampf, wer die Kontrolle auf diesem Spielfeld behält oder übernimmt.Schnell wechseln sie von friedlichen synchronen Jonglage-Einlagen zu heftig geführten Wettkämpfen, bei denen sie sich die Keulen gegenseitig wie heftig geführte Hiebe zustecken. Zwischendurch stecken sie unter nur einem Mantel und verblüffen mit verdeckten Ballspielen.
Wahrlich hautnah erlebte das Publikum, wie Luftakrobatin Vanessa Lee sich vogelgleich am Trapez von einigen Metern Höhe herabfallen lässt und nur wenige Zentimeter von den ersten Stuhlreihen entfernt doch nicht brutal auf dem Boden aufschlägt. Vielmehr wirbelt sie federleicht wieder zurück, lässt ihrem akrobatischen Bewegungsdrang freien Lauf.
Gegen die Schwerkraft
Als Überraschungsgäste bilden die „Living Flags“ den krönenden Abschluss. Sich mit beiden Händen an einer Vertikalstange haltend, spaziert das Akrobatik-Duo Alexander Neppl und Jonas Dürbeck durch die Luft. Es ist schon atemberaubend, wie die beiden anscheinend mühelos die Schwerkraft überwinden und mit großer Ästhetik wahre Kraftakte vorführen. Die statischen wie auch die dynamischen Figuren und Figurenfolgen überzeugen stets durch elegante und unaufgeregte Darbietung.
Mit viel Applaus wurden die Varieté-Künstler beim großen Finale, das in eine Kissenschlacht ausartete, verabschiedete. Da konnte es sich Conférencier Bert Rex auch nicht verkneifen zu beweisen, dass einige seiner Zaubertricks auch gelingen.
Zusammengestellt hatte das Programm wieder Dieter Becker vom „theatro artistico“. Gewidmet war es – und hier mischen sich in die Freude und den Übermut der Darbietungen Trauer und Wehmut – der im vorigen Sommer verstorbenen Artistin und Sportlehrerin Rita Becker. Sie hatte bei der Premiere von „Viva Varieté“ vor zwei Jahren noch engagiert mitgewirkt und war auch im Vorjahr mit einem kleineren Auftritt mit von der Partie, wie Pastpräsidentin Christine Fauerbauch erinnerte.
Spende für das Frauenhaus
Dass der Lions Club Bad Vilbel-Wasserburg seine Veranstaltungen nicht nur zum Vergnügen des Publikums organisiert, sondern immer auch einen guten Zweck damit verfolgt, wurde im Forum Dortelweil gleich zum Beginn des Varieté-Programms am Samstag deutlich: Hilke Droege-Kempf vom Verein „Frauen helfen Frauen“, der in Frankfurt ein Frauenhaus betreibt, in dem bis zu 60 Frauen, teils auch mit Kindern, bei ihrer Flucht vor häuslicher Gewalt Unterkunft finden können, bedankte sich für einen Zuschuss in Höhe von 1250 Euro.
Der Förderverein der Lions unterstützte damit die Anschaffung eines Industrieherdes, der als Ersatz eines 20 Jahre alten Gerätes dringend angeschafft werden musste. Den gleichen Betrag steuerte das Unternehmen „Juchheim Kunststoff-Fenster“ auf Vermittlung der Bad Vilbeler Lions bei sowie einen weiteren Teilbetrag die Zonta-Frauen Bad Vilbel-Karben. (hir)