Alles wird im neuen Jahr sein, wie es immer war. Und doch wird alles anders, denn nicht mehr die KSG Groß-Karben kümmert sich um die Fastnacht. Die Frauen von der Weiberfastnacht haben den Verein verlassen und machen’s in Eigenregie.
Karben. Ganz filigran mit dem Stift zeichnet Manina Wölschel die Linie auf der Bühnenwand nach. Silke Widman weißelt derweil ein paar Meter weiter die letzten Reste voriger Farbe weg. Mit einem Projektor werfen die Frauen das Bild an die Wand, das bei den Faschingssitzungen die KSG-Turnhalle in der Christinenstraße in die richtige Stimmung tauchen soll.
Das Motiv ist – „Psst, das verraten wir noch nicht“, platzt Christa Haufert dazwischen. Sie ist Chefin der Weiberfastnacht in Groß-Karben. Für die 42-köpfige Truppe ist die Kampagne 2012/13 eine besondere: Zum ersten Mal verantworten sie diese ganz alleine. Zum Jahreswechsel haben sie sich endgültig von ihrem Verein, der KSG Groß-Karben getrennt. Der Kultur- und Sportverein ist im 92. Jahr seines Bestehens damit aufgespalten.
Keiner will KSG leiten
Bereits im September haben die Frauen des 300 Mitglieder zählenden Muttervereins ihren eigenen Verein namens „Weiberfastnacht Karben“ ins Leben gerufen. Zum Jahresende beenden die 42 Frauen nun ihre Mitgliedschaft. „Sehr, sehr schade“, sagt Christa Haufert. „Es tut weh.“ Kultur und Sport gehörten bei der KSG immer zusammen, selbst in den Vorgängervereinen, des Arbeitergesangvereins Teutonia und der Freien Turnerschaft.
Die Trennung nun erfolgt im Guten. Verursacht wird der Schritt durch Personalnot. Bei der KSG fand sich binnen monatelanger Suche kein Nachfolger für Vereinschef Dieter Wagner. Wagner hatte schon eine Extra-Amtszeit drangehängt, um den Mitgliedern mehr Zeit zu verschaffen. Dennoch war niemand aus den beiden letzten Sparten Fußball und Weiberfastnacht bereit, den Hut für den Gesamtverein aufzuziehen. „Wir haben zwar Spartenleitungen“, erklärt Christa Haufert. „Aber wir konnten nicht genug miteinander anfangen.“
Ohne Vorsitzenden wäre der Verein jedoch am Ende gewesen und aufgelöst worden. „Aber die Abteilungen sind ja gesund“, sagt Haufert. „Da war es klar, dass es weitergehen musste.“ So bleibt nur eine Lösung: Michael Clarius übernimmt als bisheriger Spartenleiter der Fußballer den Gesamtverein, der allerdings auf den Fußball reduziert wird. Denn schon seit vielen Jahren wird in der KSG nicht mehr gesungen, vor einigen Jahren hatten sich auch die Kegler bereits selbstständig gemacht.
Die Fastnachtsweiber machen nun ebenfalls eigenständig weiter. „Eigentlich ändert sich nichts“, sagt Vize Astrid Schröter. So ganz aber stimmt das nicht. „Wir haben schon viel zusätzliche Arbeit“, ergänzt Christa Haufert. Erstens bedeutete die Vereinsgründung viel Aufwand.
Motto wird verraten
Zweitens muss sich der junge Verein nun auch um die ganze Hintergrundorganisation der Saalveranstaltungen kümmern. Miete an die Stadt für die Turnhalle, Getränkeverkauf, Gema – „das lief ja alles über die KSG“, erinnert Christa Haufert. In dieser Kampagne sollen die Einnahmen aus Kartenverkauf, Getränkeausschank und Mitgliedsbeiträgen die Ausgaben decken. Ob das klappt? „Werden wir sehen“, sagt Astrid Schröder. Die Eintrittspreise haben die Frauen zunächst einmal nicht verändert.
Um die Büttenreden und Aufführungen machen die Frauen aber ein Geheimnis. „Es soll eine Überraschung sein“, sagt Christa Haufert. Nur eins wird vorher verraten: das Motto. „Die Frauen wollen sich danach richten können, und es wirkt einfach toll, wenn alle passend gekleidet sind“, erklärt die Chefin. „Keiner kommt unmaskiert.“ Und das ab Freitag, 11. Januar, diesmal im Stil der Zwanzigerjahre. (den)