Bis Ende Januar schwärmen wieder die Sternsinger aus, um den christlichen Segen fürs neue Jahr zu geben und als Heilige Drei Könige Geld für Kinder in Not zu sammeln. In der Kernstadt kamen so bereits 5000 Euro zusammen.
Bad Vilbel. Die Tische im Massenheimer Pfarrsaal von Herz Jesu reichen kaum aus für die Runde, die dort Platz genommen hat. Es ist das zweite Treffen der Massenheimer Sternsinger.
Bereits Mitte November gab es ein erstes Treffen für alle Kinder, wo die Aktion vorgestellt wurde. Bei dem Vorbereitungstreffen geht es jetzt noch darum, die Texte und Lieder zu üben. Den „Stern über Bethlehem“ zum Beispiel. Fünf Gruppen gibt es diesmal – von Nachwuchsproblemen keine Spur.
Aufgeregt tuscheln die Kinder miteinander, doch als Koordinatorin Dagmar Schmittdiel-Ganzwohl in die Runde fragt, warum alle mitmachen, wird es leise. „Weil es Spaß macht“, sagt Emma (10) spontan. Und „weil die anderen dabei sind“, stimmen ihre gleichaltrigen Freunde Leonie und Lara mit ein.
Leonie ist jetzt schon zum vierten Mal dabei, hat schon als Sechsjährige angefangen. Doch es gibt noch andere Gründe: „Man möchte den Armen helfen“, ergänzt Nils (10). Dafür nehmen sich die Kinder viel Zeit. An zwei Nachmittagen gilt es, 330 Haushalte aufzusuchen, jeweils ein Lied zu singen und um Spenden zu bitten. Am Ende, weiß Schmittdiel-Ganzwohl, sind die Kinder froh und stolz über das Geleistete.
In der Kernstadt, wo 30 Sternsinger bereits am 28. und 29. Dezember unterwegs waren, besuchten sie etwa 560 Haushalte und haben 5000 Euro gesammelt, teilt Koordinatorin Monika Bothe mit. In Dortelweil ziehen über 30 Kinder am 13. Januar los in 400 Haushalte. Für die Heilsberger Gemeinde Verklärung Christi haben sich 18 Kinder gemeldet. Als letzter Stadtteil ist Gronau am 20. Januar dran.
Die Gronauer gehören nicht zu den Bad Vilbeler Filialgemeinden von St. Nikolaus, sondern zur Niederdorfeldener St. Maria-Gemeinde. Als Beispielland wurde in diesem Jahr Tansania ausgewählt.
Die Kinder sahen ein Video, das im Benedict’s Hospital in Ndanda gedreht wurde. Sie lernen die neunjährige Sharifa kennen. Sie liegt im Krankenhaus, weil sie von einem Bagger angefahren wurde. Ein komplizierter Beinbruch war die Folge. Etwa sechs Wochen muss Sharifa noch auf der Kinderstation bleiben. Doch sie ist guter Dinge und ist begeistert, als die Gäste aus Deutschland ihr von ihrer Idee erzählen: Sie wollen ein Foto machen für die Sternsinger, das soll in Deutschland in jeder Kirche hängen. Und es soll zeigen: Kinder sind etwas Besonderes. Sie sind wichtig – wie Könige.
Der Film zeige den Kindern, dass geholfen werde, weil sie Geld gesammelt haben, sagt Bothe. Die Kinder merkten auch, wie gut es ihnen hier gehe. Und dass viele Kinder sich sehr wünschten, die Chance zu haben, zur Schule zu gehen.
Die größte Änderung bei den Sternsingern hat 2011 stattgefunden, erinnert sich Bothe. Damals wurde in Dortelweil auf Besucherlisten umgestellt, die in den Kirchen ausliegen. Zuvor hatte es im alten Ortsteil einen Generationenwechsel gegeben. Die neuen Bewohner waren von den Sternsingern überrascht, viele hätten die Kinder sogar brüsk abgewiesen. Doch auch spontane Besuche sind möglich, Nachbarn „können die Kinder auch von der Straße einfangen“, meint Bothe. Seit 2005 geht sie mit den Kindern mit, „es macht mir jedes Mal Spaß, zu sehen, mit welcher Freude sie dabei sind“. Bothe stellt fest, dass es jedes Jahr mehr Haushalte gebe, die sich den Besuch wünschten. Und bei wem kein Kreide-Gruß auf die Tür geht, für den haben die Sternsinger Aufkleber dabei. Anmeldungen sind unter E-Mail sternsinger@st-nikolaus-bad-vilbel.de möglich. (dd)