Von der 11 000-Einwohner-Gemeinde Rodenbach in die 20 000-Einwohner-Stadt Nidderau, vom stellvertretenden Amtsleiter zum Chef: Michael Juracka hat einen Karrieresprung gemacht. Er ist Nidderaus neuer Ordnungsamts-Leiter.
Nidderau. Schon hat er einige Nidderauer kennengelernt. Da war zum Beispiel der Mann mit dem Benzinkanister. Er spazierte mit dem Behältnis in das Büro des neuen Ordnungsamts-Chefs und erklärte, dass offensichtlich ein Müllsünder den Kanister einfach am Straßenrand abgestellt habe. Was sollte der Neue da machen? Den Behälter erst einmal dankend entgegennehmen und den Bauhof verständigen.
Allerdings meldete sich noch am gleichen Tag der Nachbar des pflichtbewussten Abgebers: Er habe das Behältnis nur kurz abgestellt, und jetzt sei es weg. Inzwischen sind rechtmäßiger Besitzer und Kanister wieder vereint. Michael Juracka muss lächeln, wenn er diese Geschichte erzählt.
Der 36-Jährige wirkt überhaupt sehr entspannt und sehr zufrieden in seinem neuen Büro. Wenn da nur nicht dieses irritierende Schild wäre: „Bei uns in Rodenbach“. Auch da muss Michael Juracka wieder lachen. „Ein Geschenk meiner ehemaligen Kollegen zum Abschied“, sagt er. Die ehemaligen Kollegen, das sind die Mitarbeiter des Rodenbacher Rathauses, wo Juracka die vergangenen 15 Jahre seines Arbeitslebens zugebracht hat.
Zuletzt war er stellvertretender Leiter des Rodenbacher Ordnungsamtes. „Ich wusste, wie das Haus funktioniert, kannte die Leute.“ Für Nidderau trifft, in seinen ersten Tagen im neuen Job, weder das eine noch das andere zu. Also greift Juracka hin und wieder auf die Erfahrung seines bisherigen Jobs zurück. Und wird dann sagen: „Bei uns in Rodenbach“ war das so und so. Der Neue im Nidderauer Rathaus hat sich zunächst einmal vorgenommen: „Ich will Nidderau kennenlernen.“ Deshalb sei er etwa zur Hälfte im Außendienst unterwegs, auf Baustellen oder an jenen Orten, die Bürger im neuen „Anregungs- und Ereignismanagement“ auf der Internetseite der Stadt markiert haben.
Der neue Service bietet den Nidderauern die Möglichkeit, sich online über kaputte Straßenlampen, vermüllte Spielplätze oder andere Ärgerlichkeiten in ihrer Stadt zu beschweren. Rund 30 solcher Hinweise habe er bislang bearbeitet, sagt Michael Juracka. Einer der aktuellsten ist der eines Anwohners aus der Wartbaumstraße, der sich darüber beschwerte, es werde vor seiner Haustür gerast. Der neue Ordnungsamts-Chef ließ eine Woche lang in der Tempo-30-Zone kontrollieren.
Das ernüchternde Ergebnis: Von rund 5700 Fahrzeugen fuhren gerade einmal zwölf zu schnell. Der Durchschnitt lag bei 28,5 Stundenkilometer. „Ich möchte helfen, wo immer es geht“, so Juracka. „Aber manchmal handelt es sich bei einer Bürgerbeschwerde schlichtweg um subjektives Empfinden.“ Immerhin: „Mein Job ist abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere“, meint der 36-Jährige. Das liegt nicht zuletzt am Umfang seines Aufgabengebietes: Für Feuerwehr, Brandschutz, Straßenverkehr, Gewerbe, auch für das Bürgerbüro und das Standesamt ist der Rodenbacher verantwortlich. (zlp)