Besinnliche und überraschende Einblicke gewährte die Nacht der Kirchen. Die Gemeinden zeigten ganz individuell ihre Gastfreundschaft.
Bad Vilbel. Orgel, Harfe, Gospel, Posaunen, Film, Theater, Literatur, Meditation und überall Kerzen: Zwölf Kirchen luden zur ersten „Nacht der Kirchen“ in Bad Vilbel. Zahlreiche Gäste konnte Pfarrer Herbert Jung zum Eröffnungsgottesdienst in der katholischen Kirche St. Nikolaus begrüßen. Die Predigt zum ökumenischen Auftakt hielten evangelische Kollegen: Pfarrerin Ulrike Mey von der Christuskirche entwarf Bilder der Nacht, von Dunkel und Geheimnis, Erlösung und Behütet-Sein. Vikar Patrick Smith las Psalmverse rund um das Thema Nacht.
Der Abendsegen werde gegen 23 Uhr in allen Vilbeler Kirchen erteilt, kündigte Jung an, „weil Gott überall zu Hause ist“. Dass es bei den orientalischen Mitchristen der syrisch-orthodoxen Gemeinde das beste Essen gibt, hatte sich schon auf dem Weg zu deren Gemeinderaum am Bahnhof herumgesprochen. Viele nutzten die Chance, einen Blick in eine unbekannte Kultur zu werfen. Nach dem aramäischen Gesang des Jugendchores waren ernste Worte zu hören: „Syrer müssen für ihren christlichen Glauben kämpfen – und sterben.“
Die katholischen Gemeinden hatten den Abend unter das Motto „Räume voller Klang und Licht“ gestellt. In Dortelweil erklang vom Turm der Posaunenchor, das Publikum draußen lauschte unter Schirmen. Innen zeigte ein Film, wie die Kirche in Eigenarbeit vor 50 Jahren entstanden war. In die evangelische Kirche Dortelweil luden sanfte Klänge von Saxofonist Rainer Hahn, mit den neuen Paramenten von Künstler Andreas Felger führte die Gemeinde durch die Zeiten des Kirchenjahres.
Im Zentrum lockte die evangelische Christuskirche mit dem Kirche-anders-Team zur Kirchen-Comedy: Bastian Schröder zeigte als „Nihilomaster“, welchen Unsinn Religiosität annehmen kann. Als Sarah macht Anja Seybold die Faxen ihres Ehemannes Abraham nicht mehr mit. Die evangelische Kirche Gronau machte ihre etwas abseitige Lage durch attraktives Musikprogramm mit Gospel, Band, Gitarre und Chinaharfe wett.
Auch in die evangelische Auferstehungskirche lockten Literatur und Harfenmusik. Musikalisches bot die evangelische Heilig-Geist-Kirche auf dem Heilsberg: Bachs berühmte Toccata und Fuge wollten viele nicht verpassen und gleich im Anschluss sang der „Gospeltrain“ der Christuskirchengemeinde. Die Neuapostolische Kirche in der Alfred-Brehm-Straße setzte dagegen auf Technik: die Liveübertragung eine Gottesdienstes via Satellit war zu erleben.
Die katholische Kirche in Massenheim gestaltete mit den Flötenkindern und einer Bilderschau eine musikalische Schöpfungscollage – ein Programm, das viele Kinder und ihre Familien in die Nacht der Kirchen einbezog. Ganz auf Ruhe und Besinnung war die evangelische Kirche in Massenheim eingestellt. Zur Kerzenbeleuchtung erklangen getragene Taizélieder, wunderbar klar von einem vierköpfigen Ensemble vorgetragen. Pfarrer Werner Krieg lud zur Meditation. (zlp)