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Jüdisches Leben in Vilbel – Parlament gibt grünes Licht für Dauerausstellung

Die Pläne für eine Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Bad Vilbel“ sind einen Schritt voran gekommen. Alle Stadtverordneten stimmten am Dienstagabend für einen gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, FDP und Die Neue Fraktion. Doch es sind noch Hürden zu nehmen.

Bad Vilbel. In Vilbel gab es einmal eine Synagoge, also ein jüdisches Gotteshaus. Und in der Stadt lebten bis zur Vertreibung im Dritten Reich viele Bürger mit jüdischem Glauben. An sie soll nun dauerhaft und mit einem durchdachten Konzept erinnert werden – in einer festen Ausstellung.

Die Stadtverordneten beauftragten die Stadtregierung mit einstimmigem Votum, wie ein solches Konzept aussehen könnte – und wo die Ausstellung untergebracht werden soll. Im Gespräch ist das von der Stadt Bad Vilbel gekaufte Anwesen in der Frankfurter Straße 48 – 50 (der BVA berichtete).

Am Wasserweg

Dort, am Wasserweg (der ehemaligen Judengasse), lag in den Jahren von 1938 bis 1942 die Zuflucht für die letzten jüdischen Vilbeler Familien. Im Jahr 1933 lebten 75 jüdische Personen in der Quellenstadt (1,2 Prozent der insgesamt 5999 Einwohner). Für die Opfer des Holocausts wurde im Jahr 1999 am Alten Rathaus ein Gedenkstein aufgestellt. Zum Andenken wurden auch „Stolpersteine“ in der Stadt verlegt. Keine Hinweistafeln erinnern hingegen an die ehemalige Synagoge, die sich in der Frankfurter Straße 95 befand.

Nun soll es aber in absehbarer Zeit eine Dauerausstellung geben, um die Geschichte der Vilbeler Juden, die Zeit der Enteignung, Vertreibung und Vernichtung unter der Nazi-Herrschaft und den Wiederaufbau jüdischen Lebens in Bad Vilbel nach dem Ende der braunen Herrschaft 1945 darstellen.

Stadtverordneter Kai König (FDP) möchte auch die Zeit des jüdischen Lebens vor dem Nationalsozialismus beleuchtet haben. Die Dauerausstellung sei wichtig, um auch jüngeren Menschen die „Monströsität der Ereignisse“ verständlich zu machen. Dem schloss sich Tobias Utter (CDU) an: Die Ausstellung könne ein weiteres Mosaik sein, die düstere Vergangenheit nicht zu vergessen. Sie sei auch „Mahnung für die Zukunft“. Hannelore Rabl regte an zu recherchieren, ob die Stadt während der Nazizeit Grundstücke von jüdischen Bürgern übernommen habe. Sie bedauerte, dass Rafael Zur immer noch nicht Ehrenbürger sei, „obwohl er das jüdische Leben zurück nach Bad Vilbel holte“.