Die dunkle Jahreszeit lockt verstärkt Einbrecher an. Wie man sich dagegen schützen kann, schilderten Polizisten bei einer Haustür-Aktion.
Bad Vilbel. Sie heißt immer noch Neubausiedlung, ist aber schon anderthalb Jahrzehnte alt. Frieden strahlen die Einfamilienhäuschen aus am frühen Donnerstagnachmittag. Die Abendsonne wärmt nach einem verregneten, stürmischen Tag. Da, auf einmal klingelt es irgendwo in der Kolping- oder Gmeiner-Straße nahe dem ehemaligen Amtsgericht an der Haustür.
Ein Polizist, hochgewachsen, in voller Montur mit fünf Sternen auf der Schulter, bewaffnet mit Pistole und Schlagstock, ist auszumachen. Weitere uniformierte Polizisten, zwei Mann Freiwilliger Polizeidienst und nicht zuletzt die allbekannte Gestalt von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Der Hausfrau, die arglos die Tür öffnet, fährt der Schreck in die Glieder.
Nur eines denkt sie: „Die Kinder sind aus dem Haus! Es ist was Schreckliches passiert“. Doch schnell beruhigt sich die Frau wieder. Das Polizeiaufgebot, ganz Freund und Helfer, meint es nur gut mit ihr. Es ist auf Aufklärungstour. Bald wird es schon am Spätnachmittag dunkel und dann sind wieder die Einbrecher auf Tour.
Tatsächlich, Polizeichef Torsten Werner, der hier im Süden der Stadt mit einem Tross aus Polizeibeamten und Freiwilligem Polizeidienst unterwegs war, kann sich’s auch nicht genau erklären, „aber kaum ist die Uhr wieder umgestellt, wie jetzt am 28. Oktober, kommen die Einbrecher gehäuft“.
Ganoven
Oft sind sie, wie fast schon gewohnt aus dem Osten Europas angereist, um Häuser nach Bargeld und Gold zu durchsuchen oder sie gar auszuräumen. Und neuerdings kommen die Herrschaften sogar über den großen Teich aus Südamerika. Sie sind wohlorganisiert. Und die Einzelgänger, die geradezu beruflich nach günstigen Gelegenheiten suchen, kommen noch dazu.
Polizeichef Werner hatte sich mit seinem Gefolge am Donnerstag dreieinhalb Stunden Zeit genommen, um in der „Neubausiedlung“ an der Friedrich-Ebert-Straße sowie in Ritterstraße und Schützenstraße zu klingeln. Oft rannte er offene Türen ein, aber nur im übertragenen Sinne. Praktisch alle Bewohner der Siedlung hatten bereits Erfahrungen mit Einbrechern und dann, aus Schaden klug geworden, sicherten sie ihr Eigentum.
Sicherheitsschlösser wurden eingebaut, Rollladenmotoren montiert, Scheinwerfer mit Bewegungssensoren postiert. Werner fand entspannte Einwohner vor. Er lobt die nette Atmosphäre aller Gespräche. „Ich habe überall volles Verständnis gefunden und oft Lob geerntet, dass die Polizei hier Aufklärungsarbeit leistet“. Mit dem Blick eines Einbrechers gingen Werner, Polizeibeamter Mirko Bode und Joachim Armbrüster vom Freiwilligen Polizeidienst an den Häusern vorüber. Waren Fenster geklappt, gab es freundliche Hinweise, waren schon am Nachmittag Rollläden heruntergelassen, wurde ein gelber Zettel mit mahnenden Hinweisen hinterlassen. Schließlich erweckten die verdunkelten Zimmer den Eindruck, die Bewohner seien nicht im Haus. „Eine glatte Einladung“, sagt Armbrüster.
Da, im Eckhaus der ebenfalls schon Einbruch erfahrenen Christel Kreck ist die Lage problematisch. Über den Carport kann man ungehindert die Terrasse des Hauses erreichen. Geräte, um sich in die Höhe zu hieven, stehen herum. Die heißgeliebten Blumen und der Flieder bieten einen ausgezeichneten Sichtschutz. Die Pfarrersfrau wird freundlich gemahnt, doch die Sträucher kürzer zu schneiden. Da gibt es hinter den Reihenhäusern noch einen schmalen, eingezäunten Gang. Er ist mit einem Tor ohne Schloss erreichbar und eröffnet den Zugang zu den dicht bewachsenen Gärten hinter der Reihenhauszeile. Wiederum eine glatte Einladung für Einbrecher.