Die vierköpfige Delegation der Quellenstadt ist wohlbehalten von ihrer Reise aus dem chinesischen Linyi zurück. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die der Streik der Lufthansamitarbeiter auslöste, gelang für Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, die beiden Stadträte Klaus Minkel (CDU) und Udo Landgrebe (SPD) sowie eine Übersetzerin die Reise in das Reich der Mitte.
Bad Vilbel. Die aufgrund der Zeitverschiebung knapp viertägige Reise war der Gegenbesuch auf die im Juni erfolgte Delegationsreise der aus der Stadt Linyi stammenden potentiellen chinesischen Investoren für das Gewerbegebiet „Quellenpark“, vormals „Krebsschere“.
Der Besuch habe gezeigt, dass die chinesischen Bestrebungen nach einer Kooperation gefestigt seien. Klar geworden sei das durch die „überaus große Aufmerksamkeit, die man der Vilbeler Delegation sowohl in Linyi als auch in der Hauptstadt Peking gewährte“, berichtet Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr. Die Stadt Linyi wolle die Beziehungen zu Vilbeler Bürger fördern und intensivieren. Es bestünde „großes Interesse“ daran, voneinander lernen zu wollen und sich auf verschiedensten Ebenen auszutauschen, über Themen wie Bildung mit Schulen und Universitäten, das Gesundheitssystem und die Krankenhäuser sowie soziale Einrichtungen.
Film über Bad Vilbel
Auch die berufliche Ausbildung und das Berufsförderungswerk haben Interessen geweckt. Konkret wird an den Besuch einer Journalistendelegation aus Linyi gedacht, die eventuell einen Film über die Quellenstadt drehen wolle. „Alles in allem Zeichen der Annäherung“, resümiert der Rathauschef und hat die neue internationale Dimension für Stadt und Bürgerschaft im Blickfeld. Der Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die steigende Anzahl der Städtepartnerschaften zwischen deutschen und chinesischen Kommunen sowie die vielen ausländischen Delegationen bei der Messeeröffnung in Linyi zeigen deutlich, dass man in China an Austausch und Partnerschaft stark interessiert sei. Das Vilbeler Projekt werde unterstützt von zwei Provinzen und zwei Vereinigungen, von der Stadt sowie führenden Unternehmen aus Linyi. Eine mögliche geplante Ansiedelung könnte durch chinesische Banken finanziell abgesichert werden.
„Linyi ist eine rasant wachsende Stadt, die nach einem Konzept sehr zielstrebig entwickelt wird. Ein Ziel der Reise, die vor Ort veranstaltete Ausstellung zur Stadtentwicklung, war auf rund 10.000 m² sehr beeindruckend und mustergültig“, so Stadtrat Klaus Minkel. Es fand ein erstes Gespräch zwischen dem Architekturbüro BLFP und chinesischen Architekten zum möglichen Projekt in Bad Vilbel statt. Es sei in diesem Gespräch deutlich geworden, dass wegen der Komplexität des deutschen Baurechts eine baurechtskonforme Planung und Ausführung nur unter Einbeziehung deutscher Expertise möglich sei, wie umgekehrt deutsche Bauherren in China auf chinesischen Sachverstand angewiesen seien. Das Gespräch soll fortgesetzt werden, wobei mit schnellen Resultaten nicht zu rechnen ist, da zuvor die Grundsatzentscheidung für oder gegen das Projekt auch in Bad Vilbels Parlament gefällt werden müsse, gibt Minkel zu bedenken. Zudem stehe der Austausch konkreter Informationen zum Projekt, angefangen vom Bauprogramm, noch aus.
„Abschließend ist zu sagen, dass auf chinesischer Seite vielfältige Abstimmungsprozesse erforderlich sind, um eine konsensuale Entscheidung zu treffen. Erst wenn die Entscheidung gefallen ist, dürfte die bekannte chinesische Schnelligkeit einsetzen. Die allgemeine Auffassung der Reiseteilnehmer ist aber, dass Zweifel an der Ernsthaftigkeit der chinesischen Bestrebungen nicht gerechtfertigt sind“, so die Delegationsteilnehmer Dr. Thomas Stöhr, Klaus Minkel und Udo Landgrebe einhellig.
Der mögliche Investor, Changqing Lu, Eigentümer der Zhongqi Investment Group und angeblich einer der zehn reichsten Männer Chinas, plane seinen nächsten Besuch in Bad Vilbel bereits für Oktober. Dies wird als Beleg für sein großes Interesse gewertet, das „angesichts seiner vielfältigen chinesischen Interessen erstaunlich“ sei. Er brachte zum Ausdruck, dass die Arbeitsfähigkeit des Gründungsbüros in Bad Vilbel für Oktober wichtig sei, so Stöhr.
Die Kosten für die China-Reise der vierköpfigen Delegation – die Flüge kosten rund 20 000 Euro – trägt die Stadt Bad Vilbel.(sam)