„Ma(h)lZeit nehmen“ hieß es bei der evangelischen Kirchengemeinde St. Michaelis in Klein-Karben. Sie hatte am Sonntag zum Gemeindefest in den Kirchgarten eingeladen.
Karben. Marike (10) nimmt zögernd den Dreschflegel in die Hand und blickt das Ährenbündel, das vor ihr liegt, an. Noch kniet Ann-Kathrin (8) davor und pustet die Spreu beiseite: Goldgelbe Getreidekörner liegen auf dem Boden, das Ergebnis von einigen Minuten Drescharbeit. Die Kinder sammeln die Körner auf und bringen sie zum Tisch nebenan, wo eine Getreidemühle steht.
„Ma(h)l Zeit nehmen“ lautete das Motto des Gemeindefestes St. Michaelis in Klein-Karben und das war am Sonntag wörtlich zu nehmen. Die Kinder löffelten ihr selbst gemachtes Müsli, Erwachsene taten sich an der Salat- und Kuchentheke gütlich und Zeit hatten alle mitgebracht.
Viel Zeit, um den ganzen Sonntag im Kirchgarten zu feiern. „Wir genießen es“, sagten unisono Gisela Maas und Ingrid Pietsch, die gerade aus der Kirche kamen nach dem offenen Singen mit dem Kirchenchor. Jetzt hielten die beiden Seniorinnen nach Freunden und Bekannten Ausschau, um gemeinsam eine Tasse Kaffee zu trinken. Im Schatten der mächtigen Kastanienbäume ließ sich gut sitzen und plaudern, während die Musiker von „Querbänx“ Gitarre und Akkordeon erklingen ließen.
Wem es nach Aktivitäten gelüstete, der konnte sich ein Futterhäuschen für Vögel bauen, einen Hut ganz nach eigenem Geschmack dekorieren und am Stand des „Eine-Welt-Ladens“ stöbern. „Es ist für jeden etwas dabei. Beim Gemeindefest kommt Jung und Alt zusammen, und es ist der Höhepunkt im Gemeindeleben jenseits der kirchlichen Feste“, sagte Norbert Greulich. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes schaute zufrieden auf das bunte Treiben im gut bevölkerten Kirchgarten.
Schon am Vormittag hatte das Fest begonnen mit dem Gottesdienst, bei dem die Konfirmanden vorgestellt wurden. Danach hieß es „Mahlzeit nehmen“, und anschließend ging es los mit dem Kinderprogramm und den Aktivitäten im Kirchgarten. Am Info-Stand des Kirchenvorstandes lag auch das Rezeptbuch der Gemeinde aus. Schon im Vorfeld zum Gemeindefest waren die Gemeindemitglieder aufgefordert worden, ihre Lieblingsrezepte zu den Themen Resteverwertung, Salate und Lieblingsessen einzureichen.
An einer Wäscheleine rings um das Gemeindehaus flatterten noch weitere spontan eingereichte Rezepte. „Das sind bestimmt noch einmal zwanzig bis dreißig Rezepte, die wir dann in unser Rezeptbuch aufnehmen“, sagte Greulich. Aufgefordert waren die Gemeindemitglieder auch, sich zur Gestaltung des Kirchgartens Gedanken zu machen. Er soll auf Vordermann gebracht werden, um die Wege und den Zugang zur Kirche barrierefrei zu gestalten.