Mit einer neuen Chefin startete die Bertha-von-Suttner-Schule ins neue Schuljahr: Manuela Brademann findet Vieles an der integrierten Gesamtschule gut, hat aber auch ihre eigenen Visionen von der Zukunft der Einrichtung.
Nidderau. Manuela Brademann fühlt sich gut vorbereitet. Einen Teil des neuen Lehrerkollegiums kennt sie bereits aus ihrer bisherigen Tätigkeit als Referentin im Staatlichen Schulamt und durch die fachbezogene Zusammenarbeit im Schulverbund. Denn die vergangenen siebeneinhalb Jahre leistete die Maintalerin ihren Dienst als stellvertretende Direktorin an der Erich-Kästner-Schule im benachbarten Bischofsheim.
Vernarrt in Bücher
Auf die Stelle als Leiterin der Bertha-von-Suttner-Schule hat sich die 54-jährige Haupt- und Realschullehrerin mit den Fächern Mathematik und Französisch beworben, weil ihr die fachliche Ausrichtung hier sehr gefalle.
Der Grundstein mit der Einführung der Profilklassen wurde noch von Brademanns Vorgängerin Bianca Gardé gelegt. In ihnen können die Schüler ab der Eingangsstufe 5 zwischen naturwissenschaftlicher, sprachlicher oder musischer Ausrichtung wählen. Auch die „abschlussbezogenen Klassen“, bei denen die Schüler in den höheren Klassen auf ihre jeweiligen Schulabschlüsse vorbereitet werden, wurden erst in den vergangenen Jahren eingeführt.
Gleiches gilt für die Aufnahme der Schule in das Pilotprojekt „KulturSchule“ des Hessischen Kultusministeriums. „Das kommt meinen Hobbys sehr nahe, denn ich bin leidenschaftliche Buchleserin und Theaterbesucherin“, weist Brademann auf die Überschneidung von beruflichem Engagement und privaten Interessen hin. Deshalb will sie an der fachlichen Ausrichtung der Schule auch nichts Wesentliches ändern.
„Die Schule ist für ihr System und ihr Angebot weit über die Grenzen hinaus bekannt. Und deshalb, getreu dem Grundsatz ,Never change a winning team’ bleibt alles beim Alten“, lobt die neue Direktorin ihre 63 Kolleginnen und Kollegen sowie das Schulangebot. Trotzdem hat sie auch eine eigene Vision von der Schule – und die heißt Ausbau des bereits vielfältigen Angebots. „Kunst ohne Vielfalt geht nicht, und Schule ohne Vielfalt geht auch nicht“, sagt Brademann, die in Mühlheim geboren wurde und in Maintal aufgewachsen ist. Sie erklärt, was sie unter Vielfalt versteht. So dürfe man die Schüler nicht zu früh in eine Schublade, sprich in eine spezielle Ausbildung, stecken. Vielmehr müsse man den jungen Leuten Zeit zur persönlichen Entfaltung lassen. Ansonsten werde ihre Kreativität zu sehr beeinträchtigt.
„Das gelingt am besten auf einer integrierten Gesamtschule, wie es die Bertha-von-Suttner-Schule nun einmal ist“, ist Manuela Brademann überzeugt. Sie wisse, wovon sie spreche, denn sie sei selbst Schülerin einer integrierten Gesamtschule gewesen. Die Umsetzung ihrer Vision werde jedoch nur im Zusammenspiel mit dem Lehrerkollegium gelingen, betont die neue Direktorin. Deshalb will sie ihre Tür stets offen für Anregungen, aber auch für Kritik halten.
Immer weniger Schüler
Auch wenn sie die Zertifizierung der Suttner-Schule als „Kultur- und Umweltschule“ immer wieder unterstreicht, so „brennt mein Herz doch für die Mathematik“, sagt Manuela Brademann. Als 13-Jährige habe sie in diesem Fach einem Nachbarkind schon erste Nachhilfe gegeben, und dabei sei auch ihr Wunsch geboren worden, Lehrerin zu werden.
Sorgen bereiten der neuen Schul-Chefin die zurückgehenden Schülerzahlen: Zum ersten Mal seit vielen Jahren werde in diesem Jahre der Schulbetrieb mit nur fünf Eingangsklassen mit zusammen 135 Schülern starten. Brademann vermutet dahinter neben dem Rückgang der Schüler an den Grundschulen auch den Drang der Eltern, ihre Kinder vorzugsweise an Gymnasien anzumelden.
Deshalb will die Maintalerin nun verstärkt das Gespräch mit den Grundschulen suchen. „Ich will versuchen, die Lehrer, aber vor allem die Eltern darüber aufzuklären, dass ihr Kind mit einem Jahr längerem Schulbesuch bei uns dann entspannter zum Abitur gehen kann“, steckt sich Manuela Brademann ihre ersten Ziele. (jwn)