Bad Vilbel. Die Stadt habe bereits im Frühjahr Passbilder und persönliche Daten der Kandidaten angefordert, um in einer doppelseitigen Zeitungsanzeige auf die Wahl zum Seniorenbeirat hinzuweisen und die 20 Kandidaten vorzustellen, rief Ralf Spiegler bei einem Treffen im Awo-Café in Erinnerung. Doch bisher sei nichts erschienen. „Man kann doch verlangen, dass die Leute im Rathaus drei, vier Wochen vorausplanen“, sagte er.
Das betreffe auch den Versand der Wahlunterlagen. Etliche Senioren hätten sich bei ihm gemeldet, weil sie noch nichts bekommen haben. Bis 7. August würden die Unterlagen verschickt, klärte Heidi Jung auf. Angesichts des komplexen Verfahrens mit dem Wahlschein, der in einem verschlossenen Umschlag zusammen mit einer eidesstattlichen Erklärung in einem größeren Umschlag bis zum 27. August an die Stadt zurückgeschickt werden muss, nach Ansicht einiger Kandidaten ein etwas knapper Zeitraum, da „viele ältere Menschen Hilfe beim Ausfüllen brauchen“, wie Norbert Kühl aus Massenheim weiß.
Briefporto: 1,45 Euro
Die größte Unsicherheit allerdings bestehe darüber, wie die Briefwahlunterlagen zurückzuschicken sind. Da der Seniorenbeirat ausschließlich durch Briefwahl bestimmt wird, hätte sich die Frage ergeben, wie viel Porto aufgeklebt werden muss. 1,45 Euro, wie sich herausstellte. Da bei Kommunal- und anderen Wahlen kein Porto bezahlt werden muss, habe die Stadt Bad Vilbel verkünden lassen, dass Senioren die Briefmarke kostenlos im Rathaus abholen könnten. „Dann können die Wähler den Brief ja doch gleich dort abgeben“, so die Überlegung von Joachim Brings. Letzter Stand: Die Briefe können auch unfrankiert zurückgeschickt werden. Die Stadt übernimmt dann das Strafporto.
Dennoch bestünde darüber ein breiter Konsens, dass in Alteneinrichtungen zusätzliche Möglichkeiten zur Wahl und zur Vorstellung der Kandidaten geschaffen werden sollen. Im Altenzentrum Heilsberg stehe bereits eine Wahlurne, in welche die Bewohner ihre Unterlagen einwerfen können, so Brings. Ähnliches sei für den Quellenhof vorgesehen, berichteten Kühl und Veronika Ilten. Die Nachbarschaftshilfe stelle ihren Briefkasten zur Verfügung. Außerdem dürften in Absprache mit dem Hausmeister Wahlaufforderungen in den Aufzügen angebracht und Werbezettel der Kandidaten ausgelegt werden.
Ilten regte an, auch den Briefkasten am Awo-Café in der Wiesengasse und weitere Briefkästen vor allem in den Stadtteilen für die Wähler freizugeben. Als Vorbild könne Johannes Dittmar dienen, der in Gronau angeblich Briefwahlunterlagen entgegennimmt und gesammelt weiterleitet. Dagegen gebe es keine Bedenken, da die Briefe zugeklebt sein müssten, so Brings. Allerdings berichtete Kühl, dass der Gewerbering es ablehnen musste, seine Briefbox dem montäglichen Infostand in der Frankfurter Straße zur Verfügung zu stellen, da sie nicht abschließbar sei.
Auf fruchtbaren Boden bei den Kandidaten fiel die Anregung eines Zeitungslesers, beim Seniorennachmittag am Vilbeler Markt eine gesicherte Urne aufzustellen. Kühl geht ohnehin davon aus, dass sich dort alle Kandidaten zeigen werden. „Wir sollten uns am Kaffeeausschank beteiligen und die Gelegenheit nutzen, uns vorzustellen“, schlug er vor. Hinweis von Ingrid Wagner: „Die Senioren müssen erfahren, dass sie ihre Wahlunterlagen mitbringen können.“
Sorge Parteipolitik
Die späte Einführung des Seniorenbeirats in Bad Vilbel sieht Ilten als Chance, dass er sich über Kaffeefahrten hinaus als „politisches Gremium zur Interessensvertretung der älteren Bürger im ursprünglichen Sinn“ etablieren kann. Politisch, aber nicht parteipolitisch. „Wenn das passiert, bin ich schnell weg“, kündigte Wagner an. Doch ob parteipolitische Querelen wirklich ausgeschaltet werden können, wird sich erst noch zeigen müssen.
Denn schon jetzt vor der Wahl gibt es Eifersüchteleien: „Die CDU hat eine Wahlempfehlung für zehn ihr nahe stehende Kandidaten an ihre Senioren verschickt“, klagte Kühl. Wilhelm Spriestersbach beschwert sich, dass sich beim „Treffen der Genossinnen und Genossen“, zu dem Klaus Vogelweier und Kühl eingeladen hatten, „nur einige Bewerber in der Wiesengasse am Samstag Gedanken machen sollten, wie es weiter geht“.