Mehr als 70 000 Euro Fördergeld des Bundes für den Ausbau der Kleinkind-Betreuung sind in Karben eingetroffen. Das reicht bei weitem nicht, sagt die örtliche SPD und fordert mehr Geld von Land und Bund.
Karben. Geld zu überreichen ist eine Lieblingsbeschäftigung unserer Politiker. 70 000 Euro umfassten die Förderbescheide, die der Erste Kreisbeigeordnete der Wetterau, Helmut Betschel-Pflügel (Grüne), jüngst nach Karben brachte. Das Fördergeld stammt von Bund und Land, der Kreis reicht es „nur“ weiter. Damit fördern Bund und Land, dass die Kommune, Kirchen und Tagesmütter das Betreuungsangebot für Kleinkinder ausbauen.
Im konkreten Fall gehen Fördergelder an alle drei: Groß-Karbens evangelische Kirche, die ihre Kita für 103 000 Euro für die Kleinkinder umbaut, erhält 36 000 Euro. Fast 33 000 Euro gehen an die Stadt für Umbauten für Kleinkinder in den Kitas Wirbelwind und Kinderhaus in Klein-Karben.
Ausbau ist Kraftakt
Worauf Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) besonders wichtig ist hinzuweisen: Tagesmutter Andrea Pfeiler erhält für die Anschaffung von Kindersicherungseinrichtungen, Bettwäsche, Geschirr und Besteck einen direkten Zuschuss von 1845 Euro, was 90 Prozent des Anschaffungswertes entspricht. „Die Fördermittel sind für uns wichtig, denn wir haben das feste Ziel, fristgerecht den Anspruch auf die Kleinkindbetreuung sicherzustellen“, sagt Rahn. „Das stellt für uns vor dem Hintergrund der Haushaltssituation einen großen Kraftakt dar.“ Ab Mitte 2013 verspricht der Bund allen Eltern von Unterdreijährigen einen Betreuungsplatz – wofür die Kommunen für ein Drittel der Kleinkinder Plätze bereithalten sollen.
Die Freude über das Bundesgeld teilt die Karbener SPD-Vorsitzende Christel Zobeley jedoch nicht. Das helfe zwar bei der Errichtung, „aber nicht beim kostenintensiven Betrieb einer Kita“, warnt sie. Die Folgekosten bleiben an den Kommunen hängen, die sie zum großen Teil an die Eltern weitergeben. „Die für den Betrieb anfallenden Kosten müssen gerecht auf Bund, Land, Kommune und Eltern verteilt werden“, fordert Christel Zobeley. Und sie greift Rahn an: Aus parteipolitischen Überlegungen werde „von konservativer Seite nicht über das Land oder den Bund geschimpft – schließlich sitzen da die eigenen Parteifreunde am Ruder“.
Ein echtes Problem könnte dabei auch der Wetteraukreis bekommen: Denn ihm gegenüber bestehe künftig der Rechtsanspruch, erklärt die SPD-Chefin. Doch seien im Kreisgebiet erst 395 von 600 notwendigen Kleinkind-Plätzen vorhanden.
1,55 Mio. Euro fehlen
Auch legten Bund und Land zuletzt weitere Millionen in ihren Förderprogrammen nach, sodass nach 1,2 Millionen nun weitere 2,5 Millionen für die Wetterau zu Verfügung ständen, erläutert Helmut Betschel-Pflügel. „Leider reicht diese Erhöhung nicht aus, um alle beabsichtigten Bauvorhaben auf den Weg zu bringen.“
Denn eine Förderung von 1,75 Millionen hätten die Wetterau-Kommunen schon beantragt, nochmal 1,1 Millionen Euro für baureife Anträge kommen aktuell hinzu. Und weitere 2,4 Millionen Euro Fördergeld wollten die Kommunen noch beantragen. Damit fehlen voraussichtlich 1,55 Millionen Euro. „Wir müssen“, sagt Betschel-Pflügel, „also weiterhin Bretter bohren.“ (den)