Die Sommerferien liegen vor uns: Sechs Wochen Ferien für die Kinder, etwas weniger Urlaub für die Erwachsenen. Viele haben sich darauf gefreut, die Kinder haben seit Wochen darauf hingefiebert: Endlich wieder ausschlafen, keinen so eng getakteten Rhythmus haben, einen Ortswechsel vornehmen. Und dann beginnt alles neu nach den Ferien.
Es liegt eine große Chance darin, den Start nach den Ferien als einen Neustart zu sehen: für die Schulkinder, für die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für viele von uns. Beim Computer gibt es einen Reset-Knopf. Wenn man ihn drückt, fängt alles wieder ganz neu an. Es geht von vorne los. Die vorangegangenen Fehler spielen keine Rolle mehr. Anders gesagt: das Blatt ist wieder ganz weiß und wartet darauf, beschrieben zu werden.
Ist das ein Wunsch, den Sie haben? Unbelastet von dem Alten ganz neu anzufangen? Zu wissen, dass die Fehler der Vergangenheit Sie und andere nicht mehr belasten? Dass man nicht festgelegt ist auf bestimmte Verhaltensweisen, die man in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat? Zugegeben, man wird über die Sommerferien nicht ein ganz und gar neuer Mensch. Aber eine Auszeit gibt uns die Gelegenheit durchzuatmen.
Ein Ortswechsel hilft uns, einmal von außen auf unser Alltagsleben zu schauen. Und dann haben wir die Möglichkeit, uns im Herbst neu aufzustellen.
Schade eigentlich, dass viele Menschen diese Gelegenheit nur nach den Sommerferien (und zum Jahresanfang) sehen. In der Bibel jedenfalls wird jeder Tag als ein neuer Anfang beschrieben. „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat“, sagt der Beter von Psalm 118. Gott schafft jeden Tag neu. Gott hat nicht nur am Anfang die Welt geschaffen und sie dann sich selbst überlassen. Vielmehr handelt er immer noch: Jeder Tag ist eine neue Schöpfung. Der alte ist vergangen. Wir können neu anfangen. Natürlich fangen wir nicht bei Null an. Aber die Möglichkeiten eines Tages stehen uns alle wieder offen. Wir sind nicht festgelegt durch das, was am alten Tag geschehen ist.
Jeder Tag, ein neuer Start! Für mich und meine Familie findet in diesem Jahr nach den Sommerferien auf jeden Fall ein Neustart statt: Nach fünf sehr schönen Jahren in Bad Vilbel werden wir nach Mainz ziehen. Insofern ist dies mein letztes Wort zum Sonntag in dieser Zeitung. Am 12. August werde ich im Gottesdienst verabschiedet. Sie sind herzlich eingeladen! Ansonsten wünsche ich Ihnen schon an dieser Stelle Gottes Segen und den Mut zum Neustart – an jedem Tag.
Ihr Jens Martin Sautter
Pfarrer der Christuskirche
Bad Vilbel)