Bad Vilbel. Bittere Tränen vergoss der 64 Jahre alte Milan Kolar* auf der Anklagebank des Frankfurter Amtsgerichts. Dem aus der Slowakei stammenden Autofahrer passierte Anfang September das, wovor jeder Autofahrer größte Angst hat. Ein paar Sekunden nur unaufmerksam gewesen, tötete er einen Menschen.
Der Fall: Jiracek war auf der Bundesstraße zwischen Bad Vilbel und Karben unterwegs, als er plötzlich merkte, dass er offenbar etwas zuhause vergessen hatte. Er wendete also in Höhe der Anschlussstelle Dortelweil auf der Fahrbahn und durchfuhr dabei die durchgezogene Mittellinie.
Was er dabei nicht bemerkte: Zwischenzeitlich wollte ein Motorradfahrer in Richtung Bad Vilbel auf die B 3 auffahren. Durch das fahrlässige Wendemanöver stieß der Rollerfahrer mit voller Wucht gegen die rechte Seitentüre des Autos. Die Kopfverletzungen, die sich der 49 Jahre alte Mann trotz Schutzhelms zuzog, waren so gravierend, dass er vier Tage später in der Klinik starb.
Nun hatte das Gericht die juristische Nachbearbeitung des schrecklichen Unfalls zu erledigen. Unter wiederholten Tränenausbrüchen machte der gelernte Fliesenleger aus Frankfurt der Richterin und dem Staatsanwalt deutlich, wie sehr er unter dem Geschehen seither leidet. Er befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.
Auch an den Seelsorger seiner Gemeinde hatte sich der gläubige Katholik mehrfach gewandt, sich bei den Verwandten des Getöteten entschuldigt. Sein Leben lang werde ihn die Erinnerung an jenen Septembernachmittag nicht mehr loslassen.
Staatsanwalt Jan Ehrmanntraut beantragte acht Monate Bewährungsstrafe. Immerhin sei ja ein schwerer Verkehrsverstoß, das Überfahren einer durchgezogenen Mittellinie, ursächlich für Unfall und Tod des Rollerfahrers gewesen. Amtsrichterin Nadine Wissenberg-Bimberg beließ es bei nur sechs Monaten zur Bewährung. Und: Der Mann, der beruflich auf das Auto angewiesen ist, darf seinen Führerschein behalten.
„Er wird so etwas ganz gewiss nicht mehr tun“, kommentierte die Richterin. (ge)
*Name von der Redaktion geändert