Am 17. Juni fällt die Entscheidung: Die Schönecker wählen ihren neuen Bürgermeister. In die Stichwahl gehen die 56-jährige SPD-Kandidatin Conny Rück und der 33-jährige CDU-Mann Daniel Kropp. Im Gespräch mit FNP-Redaktionsleiter Thomas Schwarz und Redakteurin Marina Schwabe sagen die zwei, was die Schönecker von ihnen zu erwarten haben.
Herr Kropp, Sie liegen, so das Ergebnis des ersten Wahlgangs, mit über zehn Prozentpunkten klar hinter Conny Rück. Wie wollen Sie das aufholen?
DANIEL KROPP: Ich werde weiterhin versuchen, mich genau so zu präsentieren, wie ich es bisher getan habe. Ich denke, dass Authentizität das Wichtigste ist. Ich war bisher Daniel Kropp und werde weiterhin Daniel Kropp bleiben.
Frau Rück, was spricht gegen Herrn Kropp und für Sie?
CONNY RÜCK: Meine Lebenserfahrung und meine fast 20-jährige kommunalpolitische Erfahrung, zudem meine Erfahrung als Vorsitzende der Gemeindevertretung.
Wie viel Ludger Stüve kriegen die Schönecker, wenn sie Sie wählen?
RÜCK: Ich möchte nicht in die Fußstapfen von Ludger Stüve treten. Ich bin ein völlig anderer Mensch. Ich suche das Gespräch, und ich kann gut zuhören, mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenarbeiten. Ludger Stüve hat in Schöneck gute Arbeit gemacht, aber ich werde eine andere gute Arbeit machen.
Herr Kropp, was haben Sie den Wählern zu bieten, die nicht mit der CDU sympathisieren?
KROPP: Ich biete den Wählern einen Kandidaten, der losgelöst von Parteien agiert. Ich bin in der CDU, wir haben dort eine gute Truppe. Wir haben sehr viele kluge Leute. Ich weiß aber genau, dass andere Parteien die auch haben.
Schöneck hat rund 15 Millionen Euro Schulden. Allein in diesem Jahr sollen etwa 900000 Euro dazukommen. Sortieren Sie mal, Frau Rück: Wer zahlt unter Ihnen als Erstes drauf – die Hauseigentümer, die Gewerbetreibenden oder die Eltern?
RÜCK: Ich denke, die Eltern haben wir schon mit der Erhöhung der Kindergartengebühren belastet, wir haben die Gewerbesteuer und die Grundsteuer erhöht. Diese Frage möchte ich nicht beantworten.
Wer muss bei Ihnen zuerst draufzahlen, Herr Kropp?
KROPP: Meine Mitstreiterin hat das Wesentliche gesagt. Ich kann über mögliche Einsparpotenziale erst dann Auskunft geben, wenn ich im Amt bin.
Herr Kropp, Sie machen sich für einen Steg über die Nidder stark, um Oberdorfelden anzubinden. Wie soll das funktionieren?
KROPP: Man muss sehen, wie man den Steg kostengünstig realisieren kann. Wir sind nun einmal an finanzielle Gegebenheiten gebunden, es sind kreative Lösungen gefordert.
Wie sehen die aus?
KROPP: Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Eigeninitiative zum Beispiel. Es gibt die verschiedensten Arten von Brückenbauten. Man kann eine sehr teure Betonbrücke errichten, man kann aber auch einen relativ einfachen Steg bauen.
Frau Rück, Sie haben im ersten Wahlgang in Oberdorfelden viele Stimmen bekommen. Sind Sie bei der Steg-Idee dabei?
RÜCK: Natürlich bin ich dabei. Wenn sich das verwirklichen lässt, wäre das für Oberdorfelden, auch für die Jugendlichen, eine Entlastung. Die wären ruckzuck mit dem Fahrrad im Jugendzentrum in Büdesheim. Allerdings: Bei der Initiative „Schule für Schöneck“ sollte so ein Steg schon einmal gebaut werden. Er ist aber seinerzeit an der Naturschutzbehörde gescheitert.
Frau Rück, Sie haben mehrfach betont, die Sicherstellung der Kinderbetreuung sei Ihnen eine Herzensangelegenheit. Es fehlt in Schöneck an Plätzen für Unterdreijährige, mittelfristig auch an Hortplätzen: Wie wollen Sie das alles bezahlen?
RÜCK: Der Krippen-Neubau an der Waldstraße wird sich so, wie er gedacht war, ohne Zuschüsse nicht realisieren lassen. Wir müssen sehen, dass wir da ganz schnell eine Bestandsimmobilie nutzen oder ankaufen. Im Hortbereich sehe ich es nicht ganz so dramatisch, denn da ist die Zusammenarbeit mit den Eltern, etwa mit dem Verein Rabeneltern, grandios. Natürlich ist auch die Zusammenarbeit mit der Schule unabdingbar.
Herr Kropp, Sie wollen Senioren oder ehrenamtliche Mütter als Kinderbetreuer gewinnen. Müssen Schönecks Eltern künftig um die pädagogische Qualität der Betreuung fürchten?
KROPP: Nein. Mein Gedanke zielt darauf ab, Gemeinschaft in der Gemeinde und Bündnisse zwischen Menschen zu schaffen. In diesem Fall Gemeinschaft zwischen Jung und Alt. In Schöneck gibt es bereits das Projekt Wunsch-Oma oder Wunsch-Opa. Ich könnte mir vorstellen, dass bei der Hortbetreuung so mehrere Generationen durch ein Miteinander voneinander profitieren könnten.
Wie sehen Sie das, Frau Rück?
RÜCK: Es wird aufgrund der gesetzlichen Vorschriften ohne ausgebildete Kräfte nicht funktionieren. Selbst bei einer Schülerbetreuung nicht. Auch die Rabeneltern haben pädagogisch ausgebildetes Personal. Es ist im U3-Bereich ja noch nicht einmal möglich, Tagesmütter, die ja eine Grundausbildung haben, einzustellen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ehemalige Erzieher hier eine Aushilfsmöglichkeit geboten bekommen.
Herr Kropp, Sie haben in der Gemeindevertretung beantragt, einen Gewerbeverein zu gründen, diesen zu unterstützen. Das hat es schon einmal gegeben, und das hat schon einmal nicht geklappt. Wieso sollte es jetzt funktionieren?
KROPP: Das hat sehr gut geklappt, das möchte ich klarstellen. Mir hat gerade ein Gewerbetreibender von den Gewerbeschauen im Bürgertreff erzählt, bei denen er immer wieder neue Kunden gewinnen konnte. Wir sind jetzt einige Jahre weiter, in vielen Gewerbebetrieben sind heute andere Leute. Man sollte das auf jeden Fall in Angriff nehmen. Ich denke, dass man die Gewerbetreibenden an einen Tisch holen muss, um zu sehen, wo die Probleme sind. Ein Anstoß seitens der Gemeinde kann sich dort sicher sehr fruchtbar niederschlagen.
Frau Rück, wenn sich Herr Kropp als Bürgermeister mit den Schönecker Gewerbetreibenden an einen Tisch setzt, ist er einer von ihnen. Warum sollten die Firmenchefs und die Gewerbetreibenden Sie wählen?
RÜCK: Herr Kropp ist mit seiner Metzgerei in der Thematik und hat wahrscheinlich einen Vorteil, weil er die Leute schon kennt. Dennoch: Ich bin jemand, der mit Menschen sehr gut umgehen kann, und für mich hätte es auch oberste Priorität, in ständigem Dialog mit den Gewerbetreibenden zu sein. Ich halte einen Gewerbeverein für eine gute Sache. Aber dessen Bestand muss von den Gewerbetreibenden selbst kommen, das kann die Verwaltung nicht leisten.
Haben Sie einen Tipp, wie es am 17. Juni ausgeht?
RÜCK: Ich bin eher eine Tiefstaplerin, aber in dem Fall kann ich mir gut vorstellen die Wahl zu gewinnen. Vielleicht mit 54 Prozent.
Ihr Tipp, Herr Kropp?
KROPP: 54plus (lacht). Ja, das trau ich mir zu. (zlp)