An der Kunst scheiden sich die Geister. Das war schon immer so und ist jetzt im Vilbeler Burgpark der Fall.
Bad Vilbel. Dort stehen sich seit Dienstag zwei menschliche Skulpturen des Künstlers Stephan Guber gegenüber. Etwas entfernt in ihrer Mitte liegt eine kugelig-eiförmige Form aus Eiche. Die beiden je 2,40 m großen Skulpturen sind aus Douglasie und Lärche heraus gearbeitet. Bei ihnen handelt es sich nicht um ein Paar, sondern um zwei „menschliche Gestalten“.
Guber, Nassauer Kulturpreisträger 2007, stellt in seiner Installation „Das Geheimnis“ nicht die beiden Figuren und die Form in den Mittelpunkt. Er thematisiert mit der Installation den lebendigen Begegnungsraum, im dem das lebendige „Dazwischen“ erlebbar wird. Entworfen hat der Künstler die Installation für den Rheinsteig. Dort standen die beiden großen Figuren links und rechts des Wanderweges. Die Wanderer gingen durch die beiden Skulpturen hindurch. Beim Blick von Weitem, beim Näherkommen und beim Durchdringen des „Innenraumes“, vor allem im Moment des Übergangs, ändert sich die Perspektive des Betrachters. Beim Durchschreiten des imaginären Raums wird dieser „erlebbar“ und jeder Betrachter hat beim Überschreiten der „Schwelle“ ein anderes Erlebnis. Für seine Installation „Das Geheimnis“ wurde Stephan Guber mit dem ersten Preis des Nassauer Kulturpreises 2010 „Kunst im freiem Raum“ ausgezeichnet. Danach stand die Installation im Skulpturenpark in Bad Salzhausen und in Davos.
Bei der Aufstellung im Burgpark erregte am Dienstag die Installation die Aufmerksamkeit vieler Passanten, darunter die eines Seniors, der sich an den „beiden Nackten“ vor der St.-Nikolaus-Kirche störte, und einiger anderer Passanten, die den Anblick „nicht schön“ fanden.
Adamskostüm
Zu den Kritikern der Skulpturengehört eine Mutter von drei Kindern. „Ich finde es furchtbar, was die da im Burgpark aufstellen. Eine Figur ist ein großer Mann im Adamskostüm. Der Anblick ist schon heftig, das Geschlechtsteil ist gut sichtbar herausgearbeitet.“ Sie gehe zur St.-Nikolaus-Kita zwei Mal täglich an dem neuen Kunstwerk vorbei. Ihr vierjährige Tochter habe beim Blick auf die Skulptur gefragt: „Mama, was macht der Mann da?“ Die Mutter möchte ohne sich aufzuregen, durch den Kur- und Burgpark gehen können. „Ich werde mich bei der Stadt beschweren. Die Installation steht genau am Weg zum Kindergarten und vor der Kirche. Muss das sein?“
Gleich nebenan steht im Burgpark seit dem 30. September 1967 der Delphin-Brunnen des Bildhauers Georg Krämer. Zu sehen ist der auf einem Delphin reitende Eros auf einer Kugel thronend. Das Motiv ist dem römischen Mosaikboden des Künstlers Pervincus im Jahre 180 entnommen. Das Geschlechtsteil des „Eros“ ist gut sichtbar, im Gegensatz zu dem der „menschlichen Skulpturen“ Gubers. Man sieht den angedeuteten Penis erst, wenn man direkt vor der Figur steht und nicht, wenn man auf dem Wegen an der Installation vorübergeht. Rund um die Wasserburg stehen Gubers 69 überlebensgroßen Eichholz-Figuren „Das Paradies“.