Auf einen neuen Kopf können sich die Besucher der Karbener Stadtbücherei einstellen: Holger Dannat (44) übernimmt deren Leitung.
Karben. „Haben Sie das schon gelesen?“ Ursula Hauer (60) zieht Orhan Pamuks Schmöker „Das Museum der Unschuld“ aus dem Regal. „Nein“, muss Holger Dannat (44) gestehen. Angesichts von 42 238 Medien in der Stadtbücherei Karben ist es aber auch kein Wunder. Dass Karben mit dem neuen Mann einen guten Griff gemacht hat, davon ist Ursula Hauer überzeugt.
Die langjährige Leiterin ist zum Ende des Monats aus der aktiven Dienstzeit ausgeschieden, Dannat folgt ihr nach. Ausgebildet als Fachangestellter für Medien und Kommunikation, arbeitet er seit 1995 in der Stadtbibliothek Ludwigsburg. Weil seine Familie in Frankfurt lebt, kommt Dannat der Wechsel auf die Leitungsstelle nach Karben sehr gelegen.
Viel Vorarbeit haben Dannat und Ursula Hauer bereits geleistet. Für seine Vorgängerin hat der Neue nur Lob: „Sie hat die Bücherei tadellos geführt.“ Die persönliche Beratung und die exakte Ausrichtung auf die Zielgruppen findet er gut und will er weiterführen. Ein wichtiger Punkt, betont Ursula Hauer, ist die intensive Arbeit mit dem Nachwuchs in den Schulen und Kindergärten. An der Kurt-Schumacher-Schule sei die Stadtbücherei sogar fest im Lehrplan verankert. „Wir sind mitten im Karbener Leben platziert“, freut sich Hauer, was allein die Örtlichkeit im City-Center in City-Lage zeige.
Leserzahlen steigern
„Leseförderung ist mein Ziel Nummer eins“, noch stärker wolle Dannat Kinder für die Bücherei und die Literatur begeistern. Seine größte Aufgabe aber wird wohl erstmal eine andere sein: Er soll die Stadtbücherei ins 21. Jahrhundert führen.
Bislang nämlich lebt die Einrichtung völlig offline. Zumindest einen Online-Katalog namens Web-Opac zu schaffen, indem die Nutzer stöbern und beispielsweise ihre Ausleihen verlängern können, steht oben an. „Das sollte ganz bewusst die neue Leitung umsetzen“, erklärt Regina König-Amann. Die Ex-SPD-Stadträtin kümmert sich als Beauftragte von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) um die Büchereien. Mit einigen zehntausend Euro Kosten für den Web-Opac rechnet man im Rathaus; ein Antrag aus dem Stadtparlament liegt bereits vor.
„So ein Online-Katalog ist ganz wichtig“, sagt Dannat. In Ludwigsburg arbeitete er bereits damit und weiß: „Erfahrungsgemäß gehen die Nutzerzahlen dadurch nach oben.“ Auch Ursula Hauer sieht das ein: „Die Technik muss Einzug halten.“ Sie sei aber, gibt sie zu, „froh, dass ich das nicht mehr machen muss“.
Verabschieden wird sich Ursula Hauer dennoch nicht so ganz. Zum einen will sie ihren Nachfolger gut zwei Monate lang einarbeiten. „Das ist wirklich nicht selbstverständlich“, ist Bürgermeister Rahn dafür dankbar. Anschließend will sich Hauer außerdem in der Petterweiler Stadtteilbücherei ehrenamtlich einmal pro Woche engagieren.
Wichtig für die Orte
Dass die Bibliothek dort in den ersten Stock umgezogen sei, zeige die Wertigkeit, die den Büchereien zugestanden werde. Überhaupt: Dass Karben neben der Zentral- drei Stadtteilbüchereien unterhalte, sei für die Stadtteile wichtig. „Sonst würden uns viele Kinder verloren gehen.“Obwohl mit nur 1,6 Planstellen besetzt, sei die Karbener Bücherei die viertgrößte der Wetterau. Und „ihre“ Bücher könne sie nicht loslassen, räumt Hauer ein. „Die vielen Überstunden kamen ja nicht von ungefähr“, sagt die Ex-Leiterin. „Ich hatte ein bisschen Spaß dabei.“ Regina König-Amann fällt ihr ins Wort. „’ein bisschen‘ können Sie streichen.“ (den)