Bad Vilbel. Die Wirtschaft in der Region boome, in Bad Vilbel entstehe in Massenheim ein durch die Stadtwerke zu bauendes Lager- und Servicegebäude, in der Innenstadt finde man die Baustelle Neue Mitte mit Mediatheksbrücke und in Dortelweil den Neubau der Europäischen Schule Rhein-Main.
Vom Einkommensteueraufkommen befinde sich Bad Vilbel im Vergleich zu den Städten ähnlicher Größe deutschlandweit im oberen Drittel. Da dränge sich die Frage auf, ob es in einer scheinbar boomenden Stadt Bad Vilbel Armut geben könne, so der SPD-Stadtverordnete Rainer Fich. Die Frage sei auch, ob es nicht in der reichen Stadt Bad Vilbel durch den hohen Konsumdruck eine relative Armut gebe. Oder, so Fich, leben wir auf einer Insel der Glückseligen?
Ursula Bergmann berichtete, es gebe sehr wohl eine Armut in Bad Vilbel. Die Schuldner kämen oft leider viel zu spät. „Die Armut in Bad Vilbel ist versteckt“, stellten Fich und Bergmann fest. Die Bad Vilbeler Tafel werde von etwa 90 Personen wöchentlich besucht. Der Mittagstisch der Arbeiterwohlfahrt (Awo) für Benachteiligte werde jeden Montag von etwa 20 Personen besucht. In der Quellenstadt seien beim Jobcenter aktuell 624 Jobsuchende als Hartz IV-Empfänger registriert, Menschen aus allen Schichten. Auch viele Selbständige seien dabei, etwa solche, die dem Druck der Discounter nicht standhalten konnten. Doch die Hälfte der Gründe für die finanziellen Probleme seien Trennungen, Krankheit und Arbeitsplatzverluste. Auch Alkohol und Spielsucht könnten Auslöser für die Finanzmisere sein. Beim Beratungsgespräch werde oft deutlich, dass Naivität, Bildungslücken und Unwissenheit Auslöser für die Misere seien. Hier greift die Forderung der SPD für bessere Bildungschancen für alle und Prävention bereits bei Kindern und Jugendlichen. Bergmann rät, besonders auf die kleinen Kosten zu achten, um große Probleme zu vermeiden. Schon das fast vergessene Haushaltsbuch könne gelegentlich helfen. (zlp)