Einhellig werden sich die Fraktionen im Stadtparlament wohl für einen Beitritt der Stadt in die Fluglärmkommission aussprechen. Doch der Schritt kommt spät, findet die Bürgerinitiative gegen Fluglärm. Es gebe Pläne, bereits ab Herbst die Abflüge vom Frankfurter Norden über Bad Vilbel und Karben zu verlagern.
Bad Vilbel/Karben. „Mich ärgert, dass sich die Grünen da dranhängen“, sagt Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) zu einem Grünen-Antrag im Stadtparlament. Danach soll der Magistrat beauftragt werden, „für Bad Vilbel einen Sitz in der Lärmschutzkommission zu fordern und aktiv mit einer fachlich versierten Person zu besetzen“. So solle Bürgerwünschen nach einem lärmmindernden Anflugverfahren auf den Flughafen Frankfurt nachgekommen werden. Das aber hätten CDU und FDP bereits am 30. März beantragt, erläutert Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU).
Die Fluglärmkommission habe zwar keine Entscheidungsbefugnis, werde aber angehört als Träger öffentlicher Belange, erläutert Frank. Dabei gehe es auch um die Einhaltung von Flugrouten und Flughöhen. Vor allem aber sorgt sich Frank um eine Flugroutenänderung, mit der der Frankfurter Norden zu Lasten Bad Vilbels lärmberuhigt werden soll. Es geht um die Abflugroute Nord 07/lang, die über den Frankfurter Norden führt. Deren Verkehr soll künftig über Bergen-Enkheim, Bad Vilbel und Karben verlagert werden. Die Route wird bei Ostwind beflogen, also „ein Viertel des Jahres“, so Frank.
Ein Sitz in der Kommission brächte nicht nur Mitsprache, dort kann überhaupt erst einmal Einblick in den aktuellen Planungsstand genommen werden. „Je näher wir an den Informationen sind, desto besser!“ Schon jetzt aber sei absehbar, dass der Flugverkehr über Bad Vilbel zunehme. Die Startbahnen des Frankfurter Flughafens sollen deutlich höher ausgelastet werden, von jetzt 460 000 Flugbewegungen jährlich auf 700 000, berichtet Frank: „Da bekommt Bad Vilbel seinen Teil ab“. Deshalb solle ein Aufnahmeantrag, „sobald es geht“, gestellt werden.
Die Kommission sei ein „Zuwahlverein“, erklärt Ronald Kasten, Sprecher der Bürgerinitiative „Bad Vilbel minus Fluglärm“. Das heiße, alle Mitglieder müssten der Aufnahme zustimmen.
Jets fliegen niedriger
Doch es gebe dringend Handlungsbedarf, um die Verlagerung der Flugroute zu verhindern, die sei für Bad Vilbel „verheerend“, mahnt Kasten. Das habe auch die Stadt aufgeschreckt, die zuvor die Beschwerden nicht ernst genommen habe. Bislang gebe es über der Stadt 200 bis 300 Flugbewegungen täglich – und das in 1000 bis 1400 Meter Höhe. Mit der neuen Abflugroute, so befürchtet er, würden es 400 bis 500 – und das schon in Höhen bis zu 800 Metern. Viel mehr Abflüge liefen dann über Bad Vilbel. Warum der Verkehr verlegt werde, wisse er nicht, sagt Kasten, aber er hat einen Verdacht: „Fast alle Stadtpolitiker wohnen im Frankfurter Norden!“ Kasten fordert, dass sich unabhängig von der Kommission betroffene Kommunen wie Bad Vilbel, Karben, Bergen-Enkheim und Offenbach zusammentun müssten. In Rendel gibt Kastens BI gerade Starthilfe für eine Initiative gegen Fluglärm, die sich Anfang Juni gründen wolle. Selbst der Rendeler Ortsvorsteher habe noch nicht gewusst, was mit den neuen Routen auf seinen Ortsteil zukomme, sagt Kasten – „nämlich ein erheblicher Dauerlärmpegel“. Bei Ostwind tauche jetzt alle 40 Sekunden ein Flieger am Himmel auf – „künftig alle 20“. Und wenn bei vier Pisten in Zukunft einmal 900 000 Flugbewegungen entstehen sollten, „verliert das Rhein-Main-Gebiet komplett seine Attraktivität“.
Wachstum begrenzen
Der BI-Sprecher bedauert auch, dass die Kommunen in der Region nicht in dieser Sache miteinander redeten. Oft herrsche dort Kirchturmdenken. Die Bürgerinitiativen seien der Ansicht, dass es nicht um Flugroutenverlagerung gehe, sondern um bessere Abflugverfahren. Und es gebe einen Grundkonsens. Der Frankfurter Airport sei ein Stadtflughafen, da dürfe es kein grenzenloses Wachstum geben.
Weitere Informationen unter Web-Adresse www.badvilbel-fluglaerm.de sowie www.forum-flughafen-region.de, www.fraport.de