„Die da oben…!“ Wer hat sich nicht schon einmal über sie geärgert? Wer hat nicht schon einmal vor Hilflosigkeit oder Wut auf sie geschimpft? „Die da oben“ scheinen so weit weg zu sein von dem, was mein Leben bewegt. Die hatten halt das richtige „Vitamin B“, und nun genießen sie ihr komfortables Leben. Und wir hier „unten“ interessieren sie herzlich wenig… Und so jemand will uns regieren? So jemand will bestimmen, wo mein Leben lang gehen soll?
Nun, ich werde hier bestimmt nicht in die populäre Politiker- und Managerschelte einstimmen. Allein die Überlegung, wie ich denn an ihrer Stelle handeln würde und was die anderen dann über mich sagen würden, lassen mich da ganz schnell kleinlaut werden. Aber diese Gedanken kamen mir, weil auch wir als Kirche diese Woche an jemanden gedenken, der es aufgrund seiner guten Beziehung ganz nach „oben“ geschafft hat. Wir feiern Himmelfahrt. Jesus beendete seine „irdische“ Mission und ging zurück zum Vater im Himmel (weshalb die heutzutage gebräuchlichere Bezeichnung „Vatertag“ durchaus auch seine Berechtigung hat). Seine gute Beziehung zu ihm hat ihm das ermöglicht. Da geht es ihm nun wieder gut, was man von seinem Leben hier „unten“ ja nicht gerade sagen konnte. Aber er lässt es sich nicht einfach „gutgehen“. Jesus ist nicht von dieser Erde „abgehauen“, weil ihm alles zu viel wurde, weil wir ihm gleichgültig geworden sind. Im Gegenteil: Er stieg auf, weil er von dort den Überblick hat. Weil er nun durch seinen Heiligen Geist zu jeder Zeit überall auf dieser Welt anwesend sein kann.
Durch diesen Geist kann er nun mit den Menschen reden. Sie können ihn hören. Durch ihn wirkt und handelt er. Und durch ihn will er das Leben der Menschen an sein gutes Ziel führen: der ewigen Herrlichkeit bei ihm. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Das klingt wie so manches Wahlversprechen, von denen wir in den letzten Wochen ja auch wieder einige zu hören bekamen. Und es ist tatsächlich so: Jesus wirbt um uns! Damit wir ihn wählen und unser Leben ihm anvertrauen. Damit er unser Leben regieren kann. Das dann aber nicht von „oben herab“, sondern in der Beziehung mit uns.
Wir können ihm sagen, was uns beschäftigt, was uns belastet, was uns Sorgen macht, wo wir nicht mehr weiter wissen, was wir nicht verstehen im Leben… Und Jesus hört. Und er antwortet. Und er handelt. Zugegebenermaßen nicht immer so, wie ich es gerne hätte, aber ich habe in der Zeit, in der Jesus mein Leben regieren darf, gelernt: Immer so, wie es wirklich gut ist. Ich weiß mich unter seiner Herrschaft gut aufgehoben. Und das lässt mich auch mitten in menschlicher Unzulänglichkeit, Ungerechtigkeit und auch Willkür zufrieden und voller Hoffnung leben. Durch die Beziehung zu dem „da oben“ bin auch ich ein „Aufsteiger“, hier im Leben und danach sowieso. Diese Wahl habe ich nie bereut.
Ihr Jörg Weise, Pastor
Landeskirchliche Gemeinschaft
Bad Vilbel-Heilsberg