Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter um die Pflegefachkraft Ursula Wiesner vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)ist der Dienstagnachmittag ein besonderer Termin: Drei Stunden lang betreuen sie in Nidderau altersverwirrte Menschen und entlasten damit Angehörige. Jetzt haben sie für dieses Angebot den Ehrenamtspreis des Main-Kinzig-Kreises erhalten.
Nidderau. Es ist eine große Runde, die in dem hellen, freundlichen Zimmer mit Blick ins Grüne im AGO-Seniorenheim in Nidderau zusammen sitzt. Heute wird mit einem Geburtstagsständchen angefangen, denn Erna Niesner (Name von der Redaktion geändert) hat Geburtstag. Mit 89 Jahren ist sie die Älteste im Kreis, und beim Refrain „Valerie – Valera“ wird ihre Stimme laut und kräftig.
Das Geburtstagskind strahlt, schaukelt aufgeregt mit dem Oberkörper hin und her und legt noch einmal an Lautstärke zu. Ursula Wiesner wendet sich ihr beruhigend zu. Dann ist das Geburtstagsständchen gesungen, und das Kaffeetrinken kann beginnen.
„Singen spielt bei uns eine große Rolle, Singen macht unseren Gästen Freude, und die Liedtexte kennen sie aus ihrer Kindheit“, sagt Wiesner. Die Gäste, das sind zwischen fünf und acht an Demenz erkrankte Männer und Frauen. Jeden Dienstagnachmittag werden sie von sieben ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen unter Anleitung der geronto-psychiatrischen Fachkraft Ursula Wiesner betreut.
„Ohne die Ehrenamtlichen wäre diese Arbeit nicht zu leisten“, sagt Wiesner. Alle sechs Wochen treffen sich die Betreuer zum Mitarbeiterfrühstück, bei dem Erfahrungen ausgetauscht werden. „Wir wollen unseren Gästen einen schönen Nachmittag bieten und sie aus der krankheitsbedingten Lethargie herausholen“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ingrid Kuckuck (70). Anfangs habe sie befürchtet, dass es zu belastend sei, sich um Demente zu kümmern. Doch diese Angst sei verflogen. Ingrid Kuckuck merkte, dass der Nachmittag den Gästen und auch ihr Freude bereitet. Etwa wenn Bingo gespielt wird. Die Gäste haben eine Tafel mit Zahlen vor sich und müssen die aufgerufenen Nummern abdecken. Für die an Demenz erkrankten Senioren ist das eine Herausforderung. Peter Ruckel (Name von der Redaktion geändert) wirft Ursula Wiesner eine Kusshand zu, als sie eine Zahl aufruft, die er findet. Verschmitzt lachen seine Augen, sein vorher ausdrucksloses Gesicht ist lebhaft geworden.