In Groß-Karben sind die Gegner der Nordumgehung bereit, ihre Klage zurückzuziehen, wenn der Kompromiss zum Lärmschutz amtlich festgehalten wird. Karben kann losbauen.
Karben. Es dürften sehr lange Diskussionen gewesen sein. Denn über Monate hinweg sagte die Bürgerinitiative „Rettet die Nidda-Aue“ in Groß-Karben nichts. Anfang voriger Woche wurde das Schweigen gebrochen: „Wir wollen versuchen, mit einem Mediationsverfahren auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen“, sagt BI-Sprecher Lüdger Grünewald. Ein solches Verfahren ist gerichtlichen Verhandlungen vorgeschaltet. Nicht selten kommen beide Seiten zu einem Kompromiss und die Klage wird damit hinfällig. Genau einen solchen Kompromiss wollen auch die BI-Mitglieder aus Groß-Karben erzielen.
Die Gruppe sei zur Erkenntnis gelangt, dass „eine Trassenverlegung nicht mehr möglich“ sei, sagt Grünewald. Deshalb sei nun der Lärmschutz der Knackpunkt. Eine Einigung dazu sieht der BI-Sprecher als möglich an: „Die Vorgespräche mit der Stadt waren ja hoffnungsvoll.“
Diese nämlich will 200 000 Euro für Extra-Lärmschutz in die Hand nehmen. Die gesetzlichen Vorgaben erfüllt bereits der Lärmschutzwall, den das Land als Bauherr entlang der Nordumgehung auf Höhe der Häuser der nördlichen Assenheimer Straße bauen will.
Den Wall will die Stadt über den Kreisverkehr an der Burg-Gräfenröder Straße hinaus nach Osten verlängern. „Für die Lindenstraße hört sich das schon sehr gut an“, findet Grünewald. „Verbesserungswürdig“ sei aber noch der Lärmschutz für die westliche Assenheimer Straße. Deshalb wünsche sich die BI mehr Schutz vor dem Lärm der Trasse im Niddatal, etwa durch ein Verlängern des Walls Richtung Westen. Im Tal geht die geplante Trasse in einen Damm über, um dann via Brücken die Nidda und die Bahnstrecke zu überqueren.
„Wenn es eine Lösung gibt, die wir realisieren können, dann können wir darüber reden“, ist Bürgermeister Guido Rahn (CDU) für den Vorschlag offen. Das Ja zur Mediation sei eine „richtig positive Entscheidung“ der BI, sagt Rahn. „Damit ist die Klage im Prinzip zurückgezogen.“ Der Weg für die 16 Millionen Euro teure und 3,2 Kilometer lange Straße scheint frei.
Lüdger Grünewald mag es nicht ganz so sehen: „Einen Kompromiss wie beim BBW“ wünschten sich die Kläger, „ein Weg, der für beide Seiten gangbar ist“. Doch ist damit tatsächlich erstmals eine endgültige Lösung greifbar, dass die Klage vom Tisch kommt. Das Berufsbildungswerk Südhessen (BBW) klagt zwar ebenfalls gegen die Umgehung. Seine Klage hat jedoch, anders als die der Anwohner, keine aufschiebende Wirkung. Zwischen BBW und Land läuft inzwischen ein Mediationsverfahren. Das BBW hatte mehr Lärmschutz verlangt. Nach einem Verfahrensfehler will das Land diesen noch zusätzlich möglich machen.
Sehr wichtig ist den Klägern, dass der Kompromiss „von amtlicher Seite her protokolliert wird“, erklärt Grünewald. Das sei im Mediationsverfahren der Fall. „Guido Rahn ist ja ein lieber Kerl“, sagt der BI-Sprecher und lacht. Doch wolle die Gruppe einfach die Sicherheit haben, dass die Stadt unabhängig von den aktuell handelnden Personen zu dem Extra-Lärmschutz stehe. „Bis alles gebaut ist, dauert es ja eine Weile“, sagt Grünewald. „Ob sich eine andere Mehrheit in ein paar Jahren noch an den Kompromiss hält, wissen wir nicht.“ (den)