Karben. Zu einem ganz besonderen „Heimspiel“ hatte der Karbener Literaturtreff eingeladen: Fünf Literaten lasen im „Kuhtelier“ im Schloss Groß-Karben aus ihren Werken. Es wurde ein bunter und abwechslungsreicher Abend, bei dem Heiteres, Besinnliches und Poetisches vorgetragen wurde.
Den Anfang machte Robert Axt aus Karben. „Ich habe noch nicht so oft am Lesepult gesessen“, sagte er und blickte etwas angestrengt ins Publikum. Kein Platz war frei geblieben, mit dreißig Besuchern hatte der Literaturtreff eine gute Resonanz erzielt. Robert Axt schlug sein „Poetisches Tagebuch“ auf. Zettel markierten die Gedichte, die er dann vorlas. Gedichte in Reimform, die seine Empfindungen spiegelten – an einem schönen Frühlingstag mit „einem Himmel so blau“ oder beim Beobachten seiner Enkelkinder.
Nach ihm las Walther Enslin, der seine Frau Rosie Enslin-Cordes vertrat. Die Autorin ist zurzeit auf Urlaub in ihrem Heimatland Chile, lebt seit dreißig Jahren in Deutschland und schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und Limericks. Ihre „Schnecke mit Haus in Roggau“ und andere Verse ließen die Zuhörer schmunzeln. Veröffentlicht hat auch schon Alfred Landmesser, der an diesem Abend im Kuhtelier die Zuhörer mit historisch-humoristischen Geschichten unterhielt. Sie sind der Fantasie entsprungen, aber verortet in Frankfurt und der Wetterau.
Zeit zum Kennenlernen, zum Diskutieren und Sprechen gab es in der Pause. Munter mischten sich Literaten und Zuhörer, und der Tisch mit den ausgestellten Büchern war umlagert. „Es ist schön, vor heimischem Publikum zu lesen“, bekannte Autor Landmesser und Robert Axt nickte.
Der „Dorf-Pöt“
Sie konnten nun ganz entspannt den Rest des Abends entgegen sehen, der Jasmin Meranius und Joachim Schlichte-Bierbaum gehörte. Ein gegensätzliches Paar, denn Meranius ist eine junge Prosa-Autorin aus Bad Vilbel, während Schlichte-Bierbaum der Lyrik verhaftet ist. Meranius las mit klarer, fester Stimme aus ihrem Roman „Wachkoma“, in der eine Finanzanalystin den Boden unter den Füßen verliert. Schlichte-Bierbaum, der Rendeler Dorfpoet, den jeder gerne als „Dorf-Pöt“ mit einem langgezogenen „Ö“ ansprechen darf, hatte seine Gedichte mitgebracht. Er verzichtete auf den Platz am Pult, stellt sich lieber vor die Stuhlreihen und rezitierte dort seine knappen Verse. Sie sind wie Gedankensprünge mit Widerhaken. Die Blätter, von denen Schlichte-Bierbaum las, verteilte er gleich anschließend und so konnte mancher Zuhörer die Gedichte gleich mit nach Hause nehmen. Wie auch die Erinnerung an einen gelungenen Abend. (ado)