In Karben sind 48 Stolpersteine zur Erinnerung an die früher hier lebenden Juden verlegt. Zum Auftakt der Internationalen Woche gegen Rassismus haben der Gesprächskreis Prävention und die Initiative Stolpersteine zum Reinigen aufgerufen.
Karben. „Man stolpert im übertragenen Sinn eher über die Steine, wenn diese sauber sind“, sagt Hartmut Polzer von der Initiative Stolpersteine. Bei der Reinigungs-Aktion machen Bürger und Schüler der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) mit. Am Treffpunkt in der Heldenberger Straße 1 legt die Gruppe los. Die Stolpersteine, die dort für den Viehhändler Josef Junker, seine Ehefrau Bella Junker sowie für ihre Töchter Margot und Ruth verlegt sind, werden als erste auf Hochglanz gebracht. Sie werden von fleißigen Händen mit einer für Messing geeigneten Metallpaste, feiner Stahlwolle und Lappen gereinigt und poliert.
Einerseits sei es tatsächlich nötig, die Steine von Staub und Schmutz zu befreien, sagt Polzer. „Andererseits ist das Reinigen eine symbolische Handlung. Damit wollen wir deutlich machen, dass die Menschen auch nach dem Verlegen der Steine nicht vergessen sind“, so Polzer.
Die Schüler, die sich an der Aktion beteiligen, haben sich Gedanken zum Thema gemacht. Die Stolpersteine seien wichtig, „um den Opfern einen Namen zu geben“, sagt Schüler Jan Veltum (15). „Es ist wichtig, die Erinnerung wach zu halten, damit so etwas nicht nochmal passiert“, sagt Nick Siegrist (16). „Durch die Stolpersteine in den Bürgersteigen wird deutlich, dass das grausame Geschehen damals nicht irgendwo, sondern vor unserer Haustür geschah“, sagt Maja Neidhart von der Schülervertretung der KSS.
Das Vorstellungsvermögen reiche oft nicht aus, um sich „das Leiden, dem die Menschen ausgesetzt waren, vorzustellen“, sagt sie. Daher sei es wichtig, sich damit zu beschäftigen und den wenigen Zeitzeugen zuzuhören, die es noch gebe, so Neidhart. Es habe sie sehr beeindruckt, als sie den von der Initiative Stolpersteine gedrehten Film „Klärchen – Flucht in eine fremde Welt“ im Karbener Kino gesehen habe, in dem die Lebensgeschichte der Jüdin Klara Kirschberg aus Burg-Gräfenrode gezeigt wurde.
Zudem machen Hans-Jürgen Kuhl und Christel Zobeley mit. „Mit den Stolpersteinen wurde den jüdischen Bürgern eine Art Grabstätte geschaffen. Es ist wichtig, sie in Ordnung zu halten“, sagt Christel Zobeley. Kuhl hebt hervor, dass die Kärber Juden in die Gesellschaft integriert waren. Daher sei es wichtig, an sie zu erinnern.
Anschließend werden Steine in der Bahnhofstraße gereinigt. „Es wäre prima, wenn sich das Reinigen zum Auftakt der Internationalen Woche gegen Rassismus etablieren würde“, sagt Polzer. Zudem gebe es Überlegungen, Putzpatenschaften zu initiieren, „denn wenn man sie regelmäßig reinigt, werden sie erst gar nicht so schmutzig“.
Am 14. Mai soll eine weitere Verlegung von Steinen stattfinden. Dabei werden erstmals auch Steine für politisch Verfolgte verlegt. (kre)