Karben. Weil für die ICE-Trasse Köln-Frankfurt einiges an Natur geopfert werden musste, musste die Bahn andernorts neue schaffen: Das junge Wäldchen westlich von Petterweil. Vor 14 Jahren wurden die jungen Bäume gesetzt. Und seither hat sich die Vegetation prächtig entwickelt, ebenso die Tierwelt. Letztere aber sieht Helmut Anhäuser (75) nun bedroht.
Das Herz des frühere Jagdpächters hüpft, wenn er in „seinen“ Wald kommt. Denn der ist etwas ganz besonderes. „Schauen Sie hier“, zeigt er auf die breiten Grasstreifen beiderseits des Weges. „So etwas gibt es in anderen Wäldern nicht.“ Sommers blühen hier Blumen und Kräuter. Im Wald habe sich in kurzer Zeit ein enormer Artenreichtum entwickelt: Reh, Fuchs, Hase, Rebhuhn, Feldlerche, Schleiereule, Steinkauz.
Das Refugium aber sieht Anhäuser bedroht. Denn mitten in den Wald hinein wollten Karben und Bad Homburg die geplanten Windräder bauen. Auf Lichtungen wäre wohl genug Platz. „Aber nachts wird dann die Vogelwelt gehäckselt“, befürchtet der Naturliebhaber. Seiner Heimatstadt unterstellt Anhäuser, dass diese allein aufs Geld aus sei. „Es geht um jährlich 40 000 Euro für die Stadtkasse.“ Dafür dürfe sie Natur und Naherholungsgebiet nicht preisgeben – genau so, wie die Stadt auch im Klein-Karbener Wald keine Rotoren bauen lassen wolle.
„Da hat er nicht unrecht“, räumt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein. Weil die Kommune aber die Windräder an wenigen Standorten konzentrieren wolle, sei Petterweil erste Wahl. Dort müsse die Stadt nach dem Gerichtsvergleich mit Windradbauer Enercon ohnehin zwei neue Rotoren akzeptieren. Und, ja, es gehe ums Geld, bestätigt Rahn. „Wenn die Anwohner schon den Anblick auf Windräder haben, wollen wir, dass wenigstens der Ertrag daraus der Öffentlichkeit zugute kommt.“ Wenn schon die Windräder gebaut werden sollten, „dann wenigstens am Waldrand“, fordert Anhäuser. (den)