Karben. Die Verse „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“ sind wohl die bekanntesten aus dem Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert. Doch insgesamt gehören 24 Wanderlieder zu dem Zyklus, den Wilhelm Müller im Jahr 1823 veröffentlichte. Komplett ist der Zyklus selten zu hören, am Samstag hatten Musikfreunde dazu Gelegenheit in der evangelischen Kirche Groß-Karben.
Dicht an dicht sitzen 150 Besucher in der kleinen Dorfkirche. Als Bariton Nathaniel Webster mit „Gute Nacht“ anhebt, hätte man ein Blatt auf den Boden fallen hören. So bleibt es auch, alle 24 Lieder lang.
Nur seine Stimme zählt, auf Szenisches verzichtet er ganz. Ein Blick muss als Geste reichen, ein kleiner Schritt nach vorne oder eine Handbewegung. Sein warmer, klar akzentuierter Bariton spiegelt die Stimmungen. Die Lieder spiegeln Seelenschmerz und Trauer, Erstarrung und Kälte, irrlichternde Sehnsucht, Frühlingstraum und letzte Hoffnung.
Kongenial begleitet wird Webster von der Pianistin Jerrode Marsh. „Sehr feinfühlig und transparent“, lobt Besucher Gerd Machold aus Nidderau die Pianistin. (ado)