Birgt der Hessentag für die Bad Vilbeler mehr Chancen oder mehr Risiken? Claus Kunzmann, Kulturamtsleiter und eine Art Vorab-Planer, hat da eine klare Meinung.
Bad Vilbel. Seit Monaten macht sich Kunzmann vor allem mit Maria Ochs, der Leiterin des Kulturzentrums Alte Mühle, intensiv Gedanken über eine mögliche Bewerbung für den Hessentag. Über ein paar Dinge spricht der Mann, der nicht unbedingt als Plaudertäschchen bekannt ist, schon jetzt. Zum Beispiel über das Verkehrskonzept, das mögliche Hessentagsgelände, Bauprojekte und die Einbeziehung der Bürger. Schweigen herrscht dagegen weitgehend beim Punkt Finanzierung: „Geld ist nicht alles, auch wenn es natürlich ein zentrales Element ist . . .“, so Kunzmann
Hessentagsgelände: Zentral in der Stadt soll es liegen – dafür signalisierte auch schon der Hessentagsbeauftragte der Landesregierung, Heinrich Kaletsch, bei einem Besuch in Bad Vilbel grünes Licht (der BVA berichtete). Im Norden beginnend mit dem Marktgelände (für die Landesausstellung) soll es sich südlich über Burg- und Kurpark hinziehen. Eingebunden würden auch die Freiflächen in der dann fertigen Neuen Mitte oder die Alte Mühle für kleinere Veranstaltungen. Einbezogen werden soll auch ein Viertel (rund 20 Hektar) des Quellenparks – für Hessentags-Arena, Festzelt und Streitkräfte, aber auch für Parkplätze.
Wo noch weitere Parkplätze sein könnten – insgesamt 15 000 gab es in Oberursel –, darüber schweigt Kunzmann vorerst. „Sonst bekommen einige Landbesitzer Dollar-Zeichen in die Augen“, schmunzelt er. Verkehrskonzept: Für auswärtige Besucher – im gesamten Rhein-Main-Gebiet kommen mehrere Millionen in Frage – sind der Nord- und der Südbahnhof zentrale Ankunftsstellen.
Bauprojekte: Das „spannende, aber nicht schöne“ Nordbahnhofsgebäude würde Kunzmann gerne aufhübschen. Das Problem dabei: Es gehört der Bahn und nicht der Stadt. „Immerhin könnten wir den Bahnhofsvorplatz schön gestalten – dann wäre das Gebäude nur noch ein schwarzes Schaf in einer ansonsten ansehnlichen Herde.“
Anpacken will Kunzmann im Fall einer Hessentagszusage auf jeden fall das denkmalgeschützte Kurhaus. „Jetzt gibt es dort nur rund 350 Sitzplätze. Wenn wir es umbauen und einen großen Saal schaffen, wäre das wie eine Stadthalle für etwa 800 Besucher.“ Denn die fehle in der Innenstadt; Großveranstaltungen müssten ins Sport- und Kulturforum nach Dortelweil ausweichen. Ob und wie viel Zuschuss es dafür vom Land gibt, „das muss verhandelt werden“. Kunzmann würde zudem das ehemalige Kurmittelhaus neben dem Kurhaus, in dem derzeit das Stadtarchiv untergebracht ist, abreißen – um Platz für kleinere Gebäude zu haben, die ebenfalls für Veranstaltungen nutzbar wären.
Bürgerbeteiligung: Kunzmann ist überzeugt, dass sich ausreichend freiwillige Helfer finden. Und verweist auf den Erfolg im vergangenen Jahr in Oberursel, wo sich rund 3500 Bürger in vielerlei Bereichen engagiert haben. Der Blick auf andere Hessentags-Kommunen und bisherige feste Partner wie den Hessischen Rundfunk oder Radio FFH ist ihm wichtig – „von ihnen können wir viel lernen!“ Klar ist für ihn, dass in der Vilbeler Stadtverwaltung zwei bis drei Leute für das Projekt freigestellt werden müssen – „ab dem Moment der positiven Entscheidung“, also möglicherweise ab Juni 2012. Dann wird auf dem Hessentag in Wetzlar verkündet, wer der Ausrichter 2015 wird.
Der Kulturamtsleiter ist überzeugt, dass Bad Vilbel und die Stadt vom Hessentag profitieren würden, auch wenn das viel Arbeit bedeutet. „Aber eine solche Veranstaltung lässt sich nur gemeinsam mit allen stemmen!“ Er rechnet in puncto „Bürgerengagement“ mit einer „Fieberkurve“: „Anfangs ist das Interesse eher gering, das steigt aber, je näher der Termin kommt . . .“ Er hofft auf das Entstehen eines Wir-Gefühls. „Wenn die Bewerbung um den Hessentag 2015 gut und engagiert läuft, tut das der Stadt und ihren Bürgern auch in Zeiten von Fluglärm und Bahnausbau gut!“
Die erste öffentliche Werkstatt zur möglichen Bad Vilbeler Hessentagsbewerbung fand am Mittwoch, den 8. Februar, nach Redaktionsschluss statt, die nächste Begegnung ist für Montag, den 19. März, vorgesehen.