Veröffentlicht am

Richtfest für Schule – Großer Andrang in Dortelweil – Zunächst werden dort etwa 200 Kinder ab September unterrichtet

Gut 500 Besucher, nach den Kennzeichen der vor dem Rohbau parkenden Autos zu urteilen von nah und fern, waren am Samstagnachmittag nach Dortelweil geeilt, um beim Richtfest des neuen Gebäudes Europäische Schule Rhein-Main (ESRM) dabei sein zu können. Zu den Gästen zählte auch viel Prominenz.

Bad Vilbel. Es gelte, die erste europaweite Schule für junge Europäer einzuweihen, betonte der niederländische Gründungsdirektor Tom Zijlstra stolz auf Deutsch und Englisch – ganz im Stile der neuen Schule. Bisher gibt es nur 14 europäische Schulen, die ausschließlich von Kindern europäischer Beamter besucht werden dürfen.

Bei vier weiteren europäischen Schulen, das ist der Typ II, dürfen zusätzlich auch Kinder von „normalen“ Bürgern aufgenommen werden; eine davon steht in Frankfurt. Bei der Schule in Dortelweil können nun alle an einer zweisprachigen Schule interessierten Kinder aufgenommen werden.

Bisher sollen dies etwa 200 Kinder sein. Mitinitiator und Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) zeigte sich aber zuversichtlich, dass es bis zum Schulbeginn im September deutlich über 300 sein werden. Dadurch, dass die Schule kürzlich vom Land als Ersatzschule anerkannt wurde und nun auch Fördermittel erhält, konnte das Schulgeld von 1000 auf 350 Euro pro Kind und Monat gesenkt werden.

Minkel hatte einen guten Ratschlag, wie man das Schulgeld noch weiter senken könne: Da die Hälfte der Summe für die Ganztagsbetreuung der Kinder aufgewandt werde, könnten die Eltern dafür gegebenenfalls staatliche Unterstützung einfordern.

Doch von diesem Tipp werden die wenigsten Eltern wohl Gebrauch machen. Denn die Fahrzeuggröße der meisten Besucher ließ nicht gerade auf Sozialhilfeempfänger schließen.

Allerdings werden auch sie sich auf einen neuen Schultyp einstellen müssen. So stellte beispielsweise die abwechselnd in Deutsch und Englisch gehaltene Begrüßungsrede des neuen Direktors Tom Zijlstra eine Mutter gleich vor große Probleme. „Was sagt der Mann da?“, wurde sie von ihrer etwa sechs Jahre alten Tochter gefragt. „Das ist Englisch. Mehr kann ich Dir im Augenblick dazu auch nicht sagen“, lautete die etwas verlegene Antwort der interessierten Mutter.

Im ersten Bauabschnitt wird die Schule bis zu 500 Schüler der Klassen Eins bis Neun aufnehmen können. Wenn die Oberstufe auch noch genehmigt werden sollte, sei eine Erweiterung bis zu tausend Schülern möglich, berichtete Minkel, der zusammen mit dem Vorsitzenden der Humanistischen Stiftung Bad Vilbel, Hansgeorg Jehner, das Schulprojekt gegen einige kritische Stimmen aus der Bevölkerung durchgesetzt hatte.

Lob des Projektes

Am Samstag war nur Lob für das Projekt zu hören. Zunächst durch den hessischen Europaminister Jörg-Uwe Hahn (FDP): Durch so eine europäische Schule werde bei der Jugend das Gefühl erzeugt, dass Europa etwas Gutes sei.

Auch Landrat Joachim Arnold (SPD) freute sich über die schnelle Umsetzung der Pläne. „Neue Menschen werden durch diese Schule in die Wetterau gezogen, weil sie ihren Kindern eine interessante Ausbildungsmöglichkeit bietet.“

Tom Hoyen, Zijlstras ehemaliger Chef und selbst Leiter einer europäischen Schule, warnte die Besucher und Verantwortlichen in sehr humoristischer Art vor dem Niederländer. Zijlstra sei ein sehr dynamischer Mann. „Er war an meiner Schule Lehrer. Und aus Erfahrung weiß ich, dass er sich nie an Bürokratie oder großen Namen stört, sondern nur seine Vision nach einem vereinten Europa umsetzen will.“

Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) hatte es schließlich schwer, sich gegen das Geklapper der Essenholenden noch Gehör zu verschaffen. Er lobte Ehrenstadtrat Minkel dafür, dass er nicht erst konjunkturell bessere Zeiten abgewartet habe, sondern das Vorhaben gegen viele Widerstände durchgesetzt habe. Für Bad Vilbel beginne nun jedenfalls eine neue Ära der Schulgeschichte.

Mehr Informationen gibt es unterwww.es-rm.eu im Internet.