Karben. „Hier kommt die Apfelweinprobe Nr. 11“, ruft Ulrike Loos vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Und beginnt reihum einzuschenken. Nicht viel, immer nur fingerhoch. Aber doch genug, um zu schmecken, zu schlürfen und den Duft einzusaugen. Heinz Schülke (BUND) hebt das gerippte Glas ins Licht, begutachtet die Farbe, schnuppert und nimmt den ersten Schluck. Sein Befund ist eher skeptisch. „Riecht nicht so gut und schmeckt nicht so gut“, sagt er und zieht die Nase kraus. Dann beugt er sich über den Bewertungsbogen und trägt seine Testnoten ein für die Sparten Farbe, Geruch und Geschmack.
An jeden der 16 Teilnehmer hatte zuvor Organisatorin Ulrike Loos den Ebbelwei-Testbogen ausgeteilt. Zehn Apfelweine galt es zu probieren und zu bewerten. Die einzige Bedingung dieses Wettbewerbs war: Die Apfelweine mussten selbst gekeltert sein. So saßen Produzenten und Genießer des Stöffchens einträchtig zusammen am Tisch und testeten, was die Apfelernte des letzten Jahres hergegeben hatte.
Die einen hatten den Apfelbaum im eigenen Garten abgeerntet, die anderen das Obst von Streuobstwiesen geholt. Wie etwa Karlfred Heidelbach und Werner Frank aus Burg-Gräfenrode, beide vom Gesangsverein Heimatliebe. Singen macht durstig – und so keltert der Verein seit Jahren selber seinen Apfelwein, holt sich Obst von den Streuobstwiesen und lässt den Most gären im Lehmkeller der „Alten Schule“.
„Wir haben den besten Äppelwoi“, sagt Frank im Brustton der Überzeugung und lacht dazu dröhnend. Dabei kann er es noch gar nicht so genau wissen. Denn erst am Morgen haben sie die erste Probe ihres „Roggauer Gold“ gezogen.
Drei Fässchen voll
Gespannt ist auch Sonnfried Morawek aus Karben, der Vorjahresgewinner. Seine Äpfel der Sorte Ingrid Marie stammen alle von zwei Apfelbäumen im eigenen Garten, zwei Zentner hat er dieses Jahr von den Bäumen geholt. Drei Fässchen mit je 30 Litern Apfelwein waren Lohn der Mühe. „Apfelwein herstellen ist ganz einfach“, behauptet er. Man brauche nur den Apfelsaft, einen Gärkanister und den Gärverschluss. Dann gluckere es im Kanister vor sich her, und man müsse nur warten, bis der Apfelwein nach einigen Wochen fertig sei. Hobbykelterer Morawek fügt noch Hefe hinzu, andere wiederum schwören auf Speierling als Zusatz.
Alle abgelieferten Apfelweinproben hat Loos in neutrale Flaschen umgefüllt. Nur sie weiß, wer welchen Apfelwein hergestellt hat. Und sie versteht es, die Spannung hochzuhalten. Die Probe 4 gefällt mit ihrem Geschmack, die Nr. 6 besticht durch Farbe und Ausgewogenheit und die Nr. 12? „Wo ist denn da die Farbe“, fragt ein Tester und hebt suchend das Glas hoch.
Zur später Stunde sind die Punkte gezählt: Sieger ist Holger Stegmann mit seinem aus Streuobst mit Speierling gekelterten Apfelwein. Er nimmt die Urkunde entgegen. Zweite wird Irmtraud Schuch und auf den dritten Platz kommt Norbert Wetz.