„Fit for Future“ hieß das Programm, mit dem die Schlecker-Erben das Imperium ihres Vaters entstauben wollten. Es kam zu spät, sagen Experten. Während die Konkurrenten dm aus Karlsruhe und Rossmann aus Burgwedel wuchsen und wuchsen, ist Schlecker seit geraumer Zeit in einer Schrumpfkur und meldete vorige Woche Insolvenz an.
Bad Vilbel. Zur regnerischen Tristesse auf der Einkaufsstraße kam am Freitag voriger Woche noch eine graue Nachricht, welche die Mitarbeiter der Drogerie Schlecker ebenso wortwörtlich im Regen stehen lässt. Die verlustreiche Drogeriekette wolle so einen großen Teil des Filialnetzes und der Arbeitsplätze erhalten, hieß es.
„Ich hab’ nicht davon gehört, ich muss abwarten – tschüss“, so knapp kommentiert die Regionalleiterin für Bad Vilbel den Stand der Dinge. „Das höre ich von Ihnen zum ersten Mal“, sagt die Verkäuferin des Marktes in der Frankfurter Straße 55, die, wie ihre Kolleginnen, ungenannt bleiben möchte. Bisher habe man gesagt, die kleineren Filialen sollen schließen, die größeren erhalten bleiben. Sie ist allein in der Filiale, nur eine ältere Dame kauft gerade ein.
Ob sie den Konkurrenzdruck durch Filialen von Rossmann und dm spüre? Die Angestellte verneint. Das Geschäft sei nur durch die Baustellen in der Neuen Mitte ruhiger, „die Leute haben keinen Parkplatz in der Stadt.“
Die Filiale ist erst im Februar 2010 als „Schlecker XL“ neu eröffnet worden. Damals gab es Gewerkschaftsprotest, weil in der neuen Firma keine Tariflöhne mehr gezahlt und Leiharbeiter beschäftigt würden. Ende 2010 schloss dann die zweite Vilbeler Schlecker-Filiale in der Frankfurter Straße 121. Dabei hatten die Kinder von Unternehmensgründer Anton Schlecker, Meike und Lars, gerade erst frischen Wind ins angestaubte Imperium ihres Vaters Anton gebracht. Jetzt zogen sie die Reißleine. „Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, ist auch gefallen, weil wir an das neue Konzept glauben“, sagt ein Unternehmenssprecher. Deshalb gehe es nun auch in die Planinsolvenz, „um die Gläubiger dafür zu gewinnen“. Ein Insolvenzverwalter werde dabei beratend zur Seite stehen, und für die Mitarbeiter seien drei Monate Insolvenzgeld gesichert.
Wie groß die Finanzlücke ist, die Schlecker zum drastischen Schritt zwang, darüber schwieg sich das Unternehmen aus. Auch über die Umsatzzahlen 2011 – nur, dass sie niedriger lagen als 2010 ist bekannt – und schon damals war es mit 6,55 Milliarden Euro erheblich weniger als im Vorjahr. „Unsere Restrukturierung ist kein Sprint“, gab Meike Schlecker vor wenigen Wochen zu – doch es bleibe beim Ziel: schwarze Zahlen 2012. (dd))