In schwindelnder Höhe schrauben Monteure die Stahlträger des Hassia-Hochregallagers zusammen. Ob sie auch heute arbeiten können, hängt vom Wetter ab. Die Feuerwehr hat sich bereits auf einen drohenden Sturm eingestellt.
Bad Vilbel. Nur zwei Dinge können die 25 Monteure aus Amberg aufhalten, die derzeit das Stahlgerüst für die neue Hassia-Logistikhalle II hochziehen: Frost und Wind. Bis zu einer Höhe von 24 Metern reckt sich das Stahlgerippe bereits in den Himmel – dem Endstand. Zwar werden die Teile am Boden vormontiert. Befestigt werden müssen sie aber in der Höhe. Nachdem der Kran mit 47 Metern Höhe die Stahlelemente lautlos nach oben bewegt hat, ertönen dort laute Akkuschraubergeräusche.
„Ich bin einer, der lieber oben arbeitet als unten“, sagt Danny Kilian (23). Dort auf sich alleine gestellt zu sein, das ist für ihn als Handwerker ein besonderer Anreiz. Kilian ist zwar kein spezieller Industriekletterer, aber dennoch in der Vertikalen versiert. Eine ganz normale Ausbildung als Metallbauer hat er hinter sich und zwei spezielle Lehrgänge absolviert: Höhenrettung und Abseilen. Auch ein Gleichgewichtstest beim Betriebsarzt gehörte dazu. Ab 40 müssen die Kletterer ein Belastungs-EKG machen, aber da muss Kilian noch nicht dran denken. Seit eindreiviertel Jahren macht er schon den Job, der ihn bis nach Norwegen geführt hat.
Nachwuchs-Suche
Die Trennung von seiner Freundin ist die vielleicht größte Belastung in dem Job. Als er für zwei Monate nach England gehen musste, wurde sie schon ungeduldig. Die langen Trennungen sind auch ein Grund dafür, dass Bauleiter Dan Reinwaldt verstärkt nach Nachwuchs suchen muss: „Ich habe viele kommen und gehen sehen.“
Das Klettern sei vorher kein Hobby von ihm gewesen, erzählt er, als Kind sei er auf Bäume geklettert. Doch das 24-Meter-Gerüst schüchtert ihn nicht ein, „ob man von oben oder unten darauf schaut, das merkt man nicht mehr.“
Kilian ist gut gesichert. Ein großer Haken mit Stahlseil genügt nicht, da würde das fallende Körpergewicht zu Problemen führen. Deshalb bremst im Notfall ein zweites, ein Meter langes Seil den Fall zusätzlich ab. „Aber ich bin noch nicht gefallen“, freut sich Kilian. Wenn heute Sturm aufkommen sollte, blickt Kilian aufmerksam zum Kran, der die tonnenschwere Last hoch hievt. Dort befindet sich ein Messpunkt. Erreicht der Wind eine Stärke von mehr als zehn Metern pro Sekunde, muss die Arbeit abgebrochen werden. Das entspricht noch Windstärke fünf, einer „frischen Brise“.Am anstrengendsten, findet Kilian, sind nicht die Wetterlagen, sondern das Klettern, das er abends schon in den Armen merkt. Auch wenn er die Höhe selbst nicht erklimmen muss, sondern mit Steckleitern hochkommt. Manche seiner Kollegen hangeln sich direkt an den Stahlstreben nach oben.
Wehr ist unbesorgt
Sorgen wegen des drohenden Sturms macht sich die Vilbeler Feuerwehr nicht: „Am Mittwoch gab es noch eine Sturmvorwarnung, das hat sich normalisiert“, sagte gestern der stellvertretende Wetterauer Brandinspektor Michael Kinnel aus Bad Vilbel. Es gebe keine aktuelle Warnung, deswegen habe man auch „nichts Besonderes vorbereitet.“