Karben. Die verkürzte Schulzeit bis zum Abitur mit acht statt neun Jahren in Mittel- und Oberstufe scheint unter den kooperativen Gesamtschulen zum Auslaufmodell zu werden. Seit dem Schuljahr 2008/09 ist knapp die Hälfte der 116 Schulen hessenweit zum längeren Abi zurückgekehrt. Das erklärte Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) im Landtag. An der Kurt-Schumacher-Schule hält man am Turbo-Abi fest, hat gute Erfahrungen gemacht. Ein Problem aber tat sich immer mal wieder auf: Wenn Gymnasiasten nach ihrem neunten Schuljahr statt in die Oberstufe in einen Beruf wechseln wollten.
Zu früh fertig
„Der Schüler hat dann alle Qualifikationen für die mittlere Reife erreicht“, berichtet Schumacher-Direktor Franz Wild. Dennoch bekam er den Abschluss nicht: „Er hat die vorgeschriebenen zehn Schuljahre für den mittleren Bildungsabschluss nicht erreicht.“
Das Dilemma wird, sieben Jahre nach dem Start von G8 in Hessen, nun gelöst: Ab diesem Schuljahr können Gymnasiasten in Hessen ihre mittlere Reife nach neun Jahren in der Schule erhalten. Möglich ist das nur an 30 Pilotschulen im Land und zunächst nur auf fünf Jahre befristet. Dann will die Kultusministerkonferenz der Länder entscheiden, ob das Projekt sinnvoll ist und weiterlaufen soll.
Die Kurt-Schumacher-Schule ist die einzige Schule in der Wetterau, die die schnelle mittlere Reife anbietet. Hessenweit sind von dem Problem in jedem Jahr immerhin 200 junge Leute betroffen, berichtet Schulleiter Wild – und schätzungsweise rund 20 in der Wetterau. Sie entscheiden sich während des Wegs zum Abitur, lieber auf einen Realschulabschluss zu setzen und in den Beruf zu wechseln.
Das aber bereitete ihnen bislang Probleme: Denn laut der Lehrpläne haben sie alles gelernt, was sie für die mittlere Reife brauchen. „Die Schule durfte das aber nicht bescheinigen“, berichtet Wild, weil ja die Mindestdauer von zehn Schuljahren nicht erreicht war.
Das hat nun ein Ende: Wer den verkürzten gymnasialen Bildungsgang besucht, sich zum Ende des neunten Schuljahres aber doch für die mittlere Reife entscheidet, kann nun an deren Prüfungen teilnehmen. Bis zum 15. Februar müssen sich die Schüler dafür anmelden. Zu den schriftlichen Abschlussprüfungen in den Hauptfächern im Mai kommen die Schüler aus dem ganzen Landkreis nach Karben. (den)