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Ein langer Kampf – Vor zehn Jahren erfolgte der Spatenstich für Bad Vilbels Nordumgehung

Vor zehn Jahren gab es den ersten Spatenstich für die Nordumgehung, gekämpft haben die Bad Vilbeler dafür über 20 Jahre. Das 2,1 Kilometer lange Straßenprojekt habe nicht nur die Anwohner entlastet, sondern sei zur Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt geworden, erinnern sich jetzt die damaligen Wegbereiter der Straße. Fürs Erinnerungsfoto hat der amtierende Justizminister eigens einen Spaten mitgebracht.

Bad Vilbel. Viel Sonne und strahlende Gesichter gab es nicht nur beim Spatenstich am 10. Dezember 2001, sondern auch am zehnten Jahrestag am Massenheimer Ortsrand. Doch es fehlten der Frost und die Massen. Lediglich drei Massenheimer Ortsbeiräte sowie die damaligen Akteure Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel (beide CDU) sowie der damalige FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn erinnerten sich. Doch den überzeugendsten Grund für die eher familiäre Runde lieferte die jüngste Teilnehmerin, die Massenheimer SPD-Ortsbeirätin Ricarda Grimm: „Ich kenn’s gar nicht anders.“ Dass noch bis Mai 2002 die alte Landesstraße 3008 aus Nieder-Erlenbach hinter den Sportplätzen abknickte und sich quer durch Massenheim und Bad Vilbel wälzte, ist kaum noch vorstellbar.

Verkehrsentlastung

Die Nordumgehung habe für Massenheim „zu einer gar nicht mehr wegzudenkenden Entlastung“ geführt, betonte Stöhr. Andernfalls „wäre die Stadt Bad Vilbel zurückgefallen und hätte sich gar nicht entwickeln können“, ergänzte Minkel. Über 20 Jahre habe die Kommune für diese Verbindung gekämpft, erinnert sich Stöhr. Bereits Ehrenbürgermeister Erich Glück (SPD) habe sich für eine Entlastung in Ost-West-Richtung eingesetzt. Doch 1975 lehnte das Land die Pläne erstmals ab. Glück sei von seiner im Land regierenden Partei „schmählich verlassen worden“, so Minkel. Vor allem SPD und Grüne hätten fortan „alles getan, um das Projekt zu vereiteln“.

Der 1987 gewählte Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) brachte schließlich die Genehmigungsverfahren auf den Weg, doch 1995 nahm der wiedergewählte Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) die Nordumgehung aus der Planung. In seiner Rede zum ersten Spatenstich betonte Stöhr, schon 1991 habe sich die schwierige Situation verschärft, als damals die B3a fertiggestellt wurde. Diese wichtige Nord-Süd-Achse verlange „nach dem wichtigen Bindeglied, nach dem zentralen Knotenpunkt einer Entlastungsstraße in Ost-West-Richtung.“

Stadt finanziert vor

Damit es dennoch voranging, hatte sich die Stadt einen Kniff ausgedacht, so Stöhr: „Sie hat das Projekt durch den Bebauungsplan vorangetrieben“ – sprich: Landesaufgaben durch die Kommunalpolitik vorgezogen. So entfiel zunächst ein langwieriges Planfeststellungsverfahren. Aber es musste auch Geld beschafft werden.

Stöhr schloss im Jahr 2000 als Erster Stadtrat die Verträge für rechtliches Neuland. Das „Kommunale Investitionsmodell“ (KIM) sah vor, dass die Kommune die Straße vorfinanziert und das Land sie binnen 15 Jahren abbezahlt. Mittlerweile hat man das Vorfinanzierungsmodell auch auf den Bau der Unterführung am Nordbahnhof übertragen, die einmal Innenstadt und Quellenpark verbinden soll.

Die Vilbeler gewährten dem Land ein zinsloses Baudarlehen von 13 Millionen Euro. „Inzwischen haben das 10, 15 Kommunen in Hessen nachgemacht“, erläuterte Hahn. Auch der FDP-Stadtverordnete meinte, es sei faszinierend, welche Entwicklung die Innenstadt und die Krebsschere genommen hätten. Auch Vorhaben wie die Segmüller-Ansiedlung oder die Hessentagsbewerbung seien sonst nicht möglich gewesen.