Das Lob wollte kaum enden: Alle Redner bei der Verleihung des Wetterauer Umweltschutzpreises ehrten Hansgeorg Jehner aus Bad Vilbel als Visionär mit Power, groß im Denken, schnell im Handeln. Jehner nahm bescheiden an, sagte aber auch, dass für ihn das Ende seiner Mission noch lange nicht gekommen sei.
Bad Vilbel. Das Interesse an der diesjährigen Verleihung des Wetterauer Umweltschutzpreises war groß: Die rund 100 im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses aufgestellten Stühle reichten nicht aus. Viele ehemals Geehrte, darunter der vor 31 Jahren erste Preisträger Karl Winter, waren da, um Hansgeorg Jehner für dessen Engagement um die Renaturierung der Nidda ihre Aufwartung zu machen. Moderator Hendrik Hollender von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte, dass die Jury nicht lange gebraucht habe, um den Sieger unter den neun eingereichten Vorschlägen zu küren. Auch Landrat Joachim Arnold (SPD) geizte nicht mit Lob. In der Jahrtausende alten Kulturlandschaft der Wetterau sei Jehner ein Vorreiter, der „diesen guten Platz zum Leben an die Nachkommen weitergibt“. Jehner handele effizient und mit schneller Wirkung. Durch das geschaffene variantenreiche Strömungsverhalten hätten sich viele Pflanzen und Tiere wieder hier ansiedeln können. Viele erinnerten sich noch an die Kanalisierung, die wegen mangelnder Kläranlagen und geringeren Nahrungserträgen Sinn gemacht habe. Doch jetzt sei es Zeit, die Flüsse der Natur zurückzugeben. Nahezu poetisch wurde Laudator Thomas Paulus, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung in Mainz: „Menschen sind eng verbunden mit dem Wasser.“ Auch weiterhin sollten sie der „zerstörerischen Dynamik“ eines Hochwassers nicht schutzlos ausgeliefert sein, manche Räume aber sollten ungehindert walten können, Fließwässer müssten aus den Rohrverliesen wieder an die Luft geholt werden. „Aus einzelnen Zellen ist eine Bewegung entstanden, die Festgefügtes hinterfragt.“ Jehner gehöre zu dieser Bewegung aus „krankhaften Optimisten“, die unheilbar seien.
Zu seiner Intention sagte Jehner, dass er nicht in erster Linie an den Menschen gedacht habe. „Wir können als homo sapiens nicht allein leben, das wäre auch langweilig.“ Er sei an der Nidda aufgewachsen, die war Ort „schärfster Bandenkriege“. Als „ausgesprochenes Vergnügen“ bezeichnete es Jehner, im Winter auf den angrenzenden Niddawiesen Schlittschuh zu laufen. Immer wieder sei Jehner auf Kritik gestoßen. So beim Bau des Golfplatzes. Auch bei der Umgestaltung des Gronauer Hofes sei er auf „mangelnde Vorstellungskraft“ gestoßen. „Später aber finden es dann alle ganz schön“, lächelt Jehner. Auf die ironische Frage, ob er denn noch andere Hobbys habe, sagte der 69-Jährige: „Das Leben ist mein Hobby!“