Veröffentlicht am

Falsch gekündigt

Karben. Um seinen Arbeitsplatz streitet der ehemalige Umweltamtsleiter Thomas Adam mit der Stadt. Jetzt könnte es eine Einigung geben. Auf Vorschlag der Richterin am Frankfurter Arbeitsgericht, Silke Kohlschitter, sollen sich die beiden streitenden Parteien in den kommenden Wochen auf ein neues Aufgabenfeld für den Kläger innerhalb der Stadtverwaltung einigen. Andernfalls wird die Richterin am 20. Dezember den Streit entscheiden.

Die Richterin machte beim zweiten Verhandlungstag am Dienstag in der Vorwoche deutlich, dass die Aussichten der Stadt dabei nicht besonders gut sein würden. Das wurde deutlich, als Kohlschitter der Stadt vorwarf, dass die Kündigungen der Stadt – die erste außerordentliche Kündigung wegen Vortäuschung einer Krankheit und die zweite ordentliche Kündigung mit sozialen Auslauffristen – nicht fristgerecht und daher rechtswidrig gewesen seien.

Erfolglos blieb der Versuch der Anwältin der Stadt, Claudia Tippel, die einzelnen Schritte zu erklären, die zur Verzögerung der Kündigung geführt haben. Doch die Richterin ließ sich darauf nicht ein. Das Gesetz schreibe bei Verdachtskündigungen einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem vermeintlichen Verstoß gegen den Arbeitsvertrag und die dadurch ausgelöste Kündigung vor. Und gegen diesen Grundsatz habe die Stadt eindeutig verstoßen. Sie schlug vor, dass die Parteien sich doch auf eine Weiterbeschäftigung gütlich verständigen sollten. Denn auf eine Kündigung, in welcher Form auch immer, wollte sich Adam auf keinen Fall einlassen.

Es folgten mehrere Sitzungsunterbrechungen, in denen nach einer Einigung gesucht wurde. Wie tief der Graben zwischen den beiden streitenden Parteien ist, zeigte die Reaktion des Klägers auf ein Angebot des Bürgermeisters Guido Rahn. Der hatte erklärt, er könne sich ein neues Arbeitsfeld im Bereich Stadtwerke für Adam vorstellen. Die Antwort von Adam kam spontan: „Das kann ich mir aber kaum vorstellen, denn der zuständige Dezernent für die Stadtwerke ist derselbe, der den Akteneinsichtsausschuss gegen mich geleitet hat.“ Daraufhin schlug Adams Anwalt Thomas Wolf vor, dass der Bürgermeister im Zuge der Neustrukturierung der Verwaltung seinem Mandanten ein passendes Arbeitsfeld mit unvoreingenommen Vorgesetzten schaffen solle. Die zur Feinabstimmung notwendigen Gespräche sollten nur unter Hinzuziehung eines neutralen Mediators stattfinden. Um seinen guten Willen zu zeigen, willigte Rahn in die Gespräche ein. (jwn)