Wir sind mitten im November, die dunkle Zeit ist angebrochen und die frostigen Nächte haben begonnen. In der evangelischen Kirche feiern wir am 20. November den Ewigkeits- oder Totensonntag.
Wir verlesen alle, die im vergangenen Jahr in unseren Gemeinden gestorben sind. Wir halten im Lauf des Jahres inne und schauen zurück – erinnern uns, welche Nachbarn einen ihnen wichtigen Menschen verloren haben, dass der Todesfall erst wenige Monate her ist, obwohl es sich schon viel länger anfühlt. Wir nehmen im Gottesdienst wieder bewusst wahr, dass eine Trauernde oder ein Trauernder neben uns sitzt. Die Kirchengemeinden laden Angehörige und Freunde ein, in diesen speziell gestalteten Gottesdienst zu kommen und gemeinsam zurückzudenken und in die Zukunft zu schauen. Wir tun dies nicht nur mit dem Gefühl des Verlustes, sondern auch in Dankbarkeit für das, was gewesen ist, und im Glauben an die Auferstehung von den Toten.
Wir Christinnen und Christen hoffen und glauben, dass mit dem Tod ein neues Leben anfängt – ein Leben, das Gott in der Ewigkeit für uns eröffnet. Der Pfarrer Arno Pötzsch dichtet 1941, also mitten im 2. Weltkrieg:
„Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.“
Die Hand Gottes fängt dich auf, auch wenn das Leben noch so schwer und trübsinnig ist. Du kannst nicht ins Bodenlose fallen, es gibt einen Boden, einen Halt, der vor dem totalen Absturz bewahrt. Dieser Halt ist die Hand, die Gott dir gnädig hinstreckt. In Gott werden wir „leben und sein in Ewigkeit“, so beendet der Dichter das Lied. Das ist die Hoffnung, die uns am Ewigkeitssonntag bewegt, die uns die Trauer (er-)tragen lässt und die uns hilft, die Lasten von Schuld, Leid und Trostlosigkeit abzulegen und weiter zu leben – in den Advent hinein, in die Freude auf Weihnachten.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Evang. Heilig-Geist-Gemeinde