Mobil ist der siebenjährige Max, wenn er mit seinem Elektro-Rollstuhl flink die gewagtesten Fahrmanöver absolviert. Doch das Gerät wiegt 300 Kilogramm. Damit Mutter Bettina Schlüter ihn damit ins Auto verfrachten kann, brauchte sie eine Rampe. Die spendierte ihr nun die Leberecht-Stiftung der Frankfurter Neuen Pressse.
Bad Vilbel. Heute ist nicht sein Tag. Etwas genervt sitzt Max neben seiner Mutter am Esstisch, während sie von den Fortschritten erzählt, die ihr Junge schon gemacht hat. Er leidet seit seiner Geburt an spinaler Muskel-Atrophie, volkstümlich Muskelschwund genannt. Bei dieser genetisch bedingten Erkrankung werden die Muskelfunktionen immer schwächer. 5000 Leidensgenossen hat Max bundesweit.
Doch das hält den kontaktfreudigen Jungen nicht davon ab, mit seinen Freunden um den Block zu ziehen. Sie freuen sich, auf dem Elektro-Rolli eine kleine Runde mit ihm zu drehen. Seit dem Frühjahr hat er das neue Gefährt. Dafür haben seine Eltern Bettina und Christoph Schlüter auch einen VW- Bus angeschafft, der Platz für den Rolli und auch Max’ Geschwister Paul (5) und Felix (2) bieten soll.
„Wir haben uns den Kauf ein Jahr lang überlegt“, erinnert sich Bettina Schlüter. Mit dem Bus ergab sich das paradoxe Problem, dass sie und Max wieder immobil wurden. 200 Kilo ins Auto wuchten – das war ohne Helfer unmöglich.
Spontane Verabredungen oder Termine rückten in weite Ferne, zumal ihr Mann oft auf Geschäftsreisen unterwegs ist. Doch neben dem Auto und der Rampe (Kostenpunkt: 3500 Euro) gab es noch weitere Kosten, die das Familienbudget zu sprengen drohten.
Seit einem Jahr macht Max eine Reittherapie in Niddatal-Bönstadt, die ihm helfen soll, seine Muskulatur und Haltung zu verbessern. „Mittlerweile sitzt er kerzengerade auf dem Pferd“, freut sich seine Mutter. Und für Max ist das keine Therapie, sondern Sport. Am liebsten würde der passionierte Schalke 04-Fan, wie sein jüngerer Bruder, Fußball spielen.
Doch das Reiten kostete auch 164 Euro monatlich, die Krankenkasse zahlt nichts hinzu. Die Schlüters überlegten schon, es zu streichen. Doch mit Hilfe der Leberecht-Stiftung konnte dieser Engpass überwunden werden. Circa 4000 Euro erhielten sie für den Elektro-Rolli und vier Monate Reitstunden.
Das hat sich gelohnt, denn Max macht jetzt auch bei der Physiotherapie Fortschritte. Dort musste er ein Kilo schwere Säckchen hochziehen. Wie es ihm gehe? „Besser!“, antwortet er knapp. Seine Mutter erläutert, dort sei die Rumpfmuskulatur gestärkt worden. Weil Max sich kaum bewegen kann, drohte ihm eine Wirbelsäulenverkrümmung mit Aussicht auf eine baldige Operation. Das ist jetzt abgewendet worden.
Und Max’ Mutter freut sich auf die unkompliziert und mit wenigen Handgriffen verwendbare Rampe: „Jetzt können wir wieder Einladungen annehmen, mal spontan vorbeikommen.“ Sie vergisst in ihrer Dankbarkeit auch nicht die vielen anderen Kinder mit Handicaps: „Wir möchten keine weitere Hilfe, es gibt noch so viele Kinder, die bedürftig sind, wir können uns jetzt selbst einrichten.“
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- Dank Rampe geht’s nun leichter rauf ins Auto: Max (7) im Elektrorollstuhl mit Mutter Bettina Schlüter. Foto: Dieter Deul