Bad Vilbel. „Die Anlage ist sogar an Tagen mit Bewölkung effizienter als wenn die Sonne draufknallt und sie wegen Überlaufs zurückgeschaltet werden muss“, erläutert Druckereibesitzer Michael Spiegler der FNP. Er hat sich im vergangenen Oktober dazu entschlossen, auf das Dach seines Betriebs eine Photovoltaikanlage mit 450 Quadratmetern Fläche zu setzen. Spiegler räumt ein, dass eine auslaufende Frist für Fördermittel das Vorhaben beschleunigt habe. Doch nur wegen des Geldes habe er sich den Aufwand nicht gemacht.
„Es war der Gedanke, der Umwelt etwas Gutes zu tun, es wäre doch schade, wenn die Fläche auf dem Dach nicht genutzt würde“, sagt er. Mit der Jahresleistung von 26 000 Kilowattstunden könne die Druckerei 30 bis 35 Prozent ihres Strombedarfs decken – oder den Jahresbedarf von sechs bis sieben Einfamilienhäusern mit Vier-Personen-Haushalten. In der Spitze könne die Anlage 30 Kilowattstunden erzeugen.
169 Tonnen Kohlendioxid weniger
Nach zwölf Jahren hätten sich die Kosten amortisiert, erwartet Spiegler. Und er vertraut dem Hersteller, der noch nach 25 Jahren eine 90-Prozent-Leistung verspreche. Doch auch die Verbraucher profitierten: „Die Subventionen für die Einspeisevergütung fällt – es wird laufend günstiger“.
An dieser Stelle fällt Spiegler Daniel Küblböck ein, der 2003 in der Show „Deutschland sucht den Superstar“ berühmt wurde. Er habe den Trend erkannt und mit seiner Firma riesige Flächen für Solaranlagen aufgekauft, sei dadurch Millionär geworden.Doch Spiegler sieht das Thema nicht nur unter finanziellen Aspekten. Er hat seine Firma vor zwei Jahren klimaneutral stellen lassen: „Alles, was gedruckt wird, ist CO2-frei!“ Das hat er sich von dem Bad Vilbeler Emissionshandelsunternehmen First Climate für 2010 zertifizieren lassen. Mit den so erhandelten Einsparungen wird der Ausstoß eines geplanten Wasserkraftwerks in Brasilien verrechnet. Immerhin, so Spiegler, erspare seine Anlage der Umwelt jährlich 169 Tonnen Kohlendioxid.
Noch größer ist das Einsparpotenzial, das die Hassia auf ihren großen Hallenflächen nutzen kann. Photovoltaikanlagen betreibt das Brunnenunternehmen in der Region im Bad Vilbeler Logistikzentrum Im Rosengarten, bei Rapp’s in Karben und dem Rosbacher Logistikzentrum. So kommen Anlagenflächen von 5000 Quadratmeter zusammen, erläutert Michael Kück, der Leiter des technischen Einkaufs der Hassia-Gruppe, neben dem Geschäftsführer Technik + i-Logistik, H. Michael Schmidt, beteiligt an der Umsetzung der Projekte.
Knapp drei Millionen Euro Investitionen
Auch in den neuen Bundesländern, etwa in Thüringen, habe Hassia „sehr viel für die anspruchsvolle und innovative Modernisierung ihrer Betriebe investiert.“ Und so eben auch in die Photovoltaik.
Die Investitionssumme für die an den hessischen Standorten der Hassia-Gruppe installierten PV-Anlagen betrug knapp drei Millionen Euro, sagt Kück. Damit lasse sich nun eine Spitzenleistung von 1,45 Megawatt erzielen. 1,1 Millionen Kilowattstunden lieferten allein die Anlagen in Bad Vilbel, Karben und Rosbach jährlich an Energie. Das entspreche der Versorgung von 425 Drei-Personen-Haushalten für ein ganzes Jahr, errechnet Kück. Und er betont: „Die Prognosen für die Leistung der Anlagen wurden erfüllt.“
Auf diese Weise erspare die Hassia der Umwelt jährlich den Ausstoß von mehr als 900 Tonnen des als Klimakillers verschrienen CO2. Und das unabhängig von Subventionen über Einspeisevergütungen. Die seien bei der Planung nur ein Aspekt gewesen, betont Kück. Auch wenn sich die Anlagen erst nach acht bis neun Jahren amortisiert haben sollten, so gebe es doch bei der Investitionspolitik von Hassia in Projekten, die die Umwelt beträfen, andere Schwerpunkte. „Viele Unternehmen investieren in solche Projekte nur aus Renditegründen; wir sehen uns auch in der Verantwortung der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber. Das ist ein rundes Gesamtpaket“, betont Kück. „Wir wollen nicht nur über den Preis gehen – das muss nachhaltig sein.“
Hassia setzt auch auf eine „konstruktive und flexible“ Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Ovag und den Stadtwerken Bad Vilbel. Die Hassia-Gruppe bezieht nach eigenen Angaben derzeit bereits 60 Prozent „grünen“ Strom aus erneuerbaren Energien. Der Energieversorger Ovag beliefert aktuell auch weitere Hassia-Standorte in den neuen Bundesländern.