Zu den Erinnerungen an meine Kindheitszeit gehört ein alter, kauziger Nachbar, der 2 Häuser weiter wohnte, aber dessen Garten an unseren grenzte. In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, war es üblich, mal einen kurzen Schnack am Gartenzaun zu halten; die Leute hatten Zeit und lebten trotzdem gut. Ich weiß nicht mehr genau, wie besagter Nachbar aussah, dafür ist es zu lange her – aber ich kann mich noch sehr gut an die Eukalyptus-Bonbons erinnern, die ich jedes Mal von ihm bekam. Die kann ich mit ein bisschen Fantasie noch heute schmecken. Die Bonbons sind das Deutlichste, was mir von diesem Nachbarn in Erinnerung geblieben ist.Sich an Gutes erinnern – das macht nicht nur das Leben lebenswerter, sondern es macht mich selbst dankbarer und zufriedener. Die Bibel widmet diesem Prinzip einen ganzen Psalm, aus dem auch der gegenwärtige Wochenspruch stammt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103, 2). Wer weiß, dass das Leben nicht nur ein kosmisches Zufallsprodukt ist, sondern Geschenk Gottes, der hat die Wahl: Entweder er beklagt sich und fordert lautstark ein, was seiner Ansicht nach noch zum perfekten Leben fehlt – oder er ist dankbar für alles, was er genießen, worüber er sich freuen darf. Ironischerweise gehören gerade Menschen, die ein schweres Los im Leben meistern müssen, oft zur dankbaren Kategorie. „Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat“. Ein Leben aus der Dankbarkeit macht zufrieden, schenkt uns mehr Momente der Entspannung und lässt uns häufiger lächeln. Das gibt Gott die Ehre, die ihm gebührt – und uns die Gelassenheit, die wir brauchen.
Rolf Schwärzel, Pastor
der Freien evang. Gemeinde
Bad Vilbel