Karben. Beim ersten Pfiff verzieht Elisabeth Wilhelmi (89) ihr Gesicht. Doch wer ordentlich demonstrieren möchte, darf sich vor den schrillen Tönen der Trillerpfeife nicht scheuen.
So wie Elisabeth Wilhelmi machten am Dienstag in der Vorwoche mehr als 20 Bewohner und Mitarbeiter des Altenzentrums des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) bei einer Demonstration vors Rathaus auf sich aufmerksam. Sie folgten der Aufforderung der Liga der freien Wohlfahrtsverbände, die hessenweit zu Demos für bessere Finanz- und Personalausstattung der Altenpflege aufgerufen hatte.
„Es geht darum, den Ruf der Altenpflege zu verbessern“, erklärt ASB-Pflegedienstleiterin Annika Thimm-Frowerk. Weil der Job schlecht bezahlt ist, finden die Altenheime kaum Personal. „Ich könnte sofort zwei Stellen besetzen.“ Doch seit Monaten findet das ASB-Haus mit seinen 30 Vollzeitstellen niemanden. „Der Pflegenotstand ist angekommen“, berichtet Thimm-Frowerk. Externe Kräften müssen helfen, damit das Haus die Qualität der Pflege aufrechthält. Nicht zu verstehen sei da, dass das Land die Zahl der Ausbildungsplätze auf 4000 begrenzt. Gerne würde Thimm-Frowerk einen weiteren zu den sechs Pflege-Azubis nehmen.
Spontaner Applaus schallt den Demonstranten aus einem offenen Fenster im Rathaus entgegen. Von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) erhalten sie das Versprechen: „Ich trage ihre Forderungen mit und werde sie unterstützen.“ Schließlich werde die Lage in Karben nicht einfacher, wenn mit dem Johanniter-Stift ein zweites Seniorenheim öffnet. (den)