Bad Vilbel. Das Problem mit den Stolperfallen gebe es bereits seit Mitte der 90er Jahre, sagt Norbert Kühl, Leiter der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus. Sein Parteifreund Waldemar Kunath habe bereits dem früheren Bürgermeister Günther Biwer (CDU) deswegen die „goldene Zitrone“ verliehen. Doch zum Scherzen ist es Kühl nicht zu Mute. „Man nimmt billigend in Kauf, dass sich die Leute verletzen“, klagt er. Besonders gefährdet seien ältere Bürger, die in ihrer Trittsicherheit und Mobilität eingeschränkt sind. Kürzlich bei einem Infostand am Brunnen vor der Baugasse hätten sich viele Leute über die Zustände beschwert, berichten Kühl und Klaus Vogelweier, der Initiator der Liste: „Das war wie eine kleine Bürgersprechstunde.“ Knochen- und Schlüsselbeinbrüche, Bänderrisse und Platzwunden seien einige schlimme Folge des Stolperns gewesen, zählt Vogelweier auf. Eine Dame habe mehrere Rippenbrüche erlitten.
Geld für die Sanierung fehlt
Für Vogelweier ist die Situation „dramatischer als angenommen: Neben körperlichen Leiden wagen sich häufig nach einem Sturz ältere Menschen nicht mehr, alleine rauszugehen, oft sind sie traumatisiert. Ich finde es bedenklich, wenn selbst nach einem Trümmerbruch Verletzungen nicht zur Anzeige gebracht werden“.
In der Frankfurter Straße sei seit zehn bis 15 Jahren nichts gemacht worden, das hätten auch viele Passanten moniert: „Wieso wird nur für Prestigeprojekte geplant?“ Vogelweier hat den Eindruck, die Bad Vilbeler bewegten sich demütig durch ihre Stadt: „Aber sie senken den Kopf nur, um Stolperfallen zu suchen.“ Kühl meint, es werde immer nur an Teilbereichen nachgebessert – mit den Baustellen in der Neuen Mitte als Argument. CDU-Ortsvorsitzender Tobias Utter habe ihm gesagt, eine komplette Sanierung der Gehwege würde drei Millionen Euro kosten, das könne sich die Stadt nicht leisten.
Kühl und Vogelweier halten dem entgegen, dass die Gefahrenstellen beobachtet und ausgebessert werden müssten, dafür müsse eben Geld im Haushalt umgeschichtet werden. Sie wollen ihrem Anliegen in Kürze mit einer Demonstration auf der Frankfurter Straße Nachdruck verleihen.
„Das ist eine immer wiederkehrende Aufgabe“, erläutert Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Die Frankfurter Straße sei schmal, Autos und Lieferwagen führen oft auf den Gehweg, „da wird das Pflaster immer wieder zerstört“. Zusätzlich sei dieser durch die zahlreichen Baustellen belastet. Der Verkehrs- und Rechtsdezernent räumt ein, dass es bereits mehrere Beschwerden gebe, darunter auch Anzeigen. Anrufer berichteten, sie seien gestolpert, gestürzt oder verletzt.
Unabhängig davon gebe es jedoch auch eine Kolonne des Bauhofs, die von März bis in den Herbst hinein die Frankfurter Straße auf Unebenheiten hin kontrolliere – und gleich ausbessere. Mehr gehe derzeit nicht, so der Erste Stadtrat: „Die Baustellen verhindern viel.“ Wenn diese Vorhaben etwa bei Ströbel und der Neuen Mitte beendet seien, könne man vielleicht eine abschnittsweise Sanierung angehen, meint Frank.
Beschwerden über kaputte Gehwege können an das Bürgerbüro gerichtet werden: Telefon (0 61 01) 60 24 44.