Nidderau. Sein grauer Pullover trägt ein Rautenmuster. Er selbst einen Strohhut. Wallmanns blaue Augen leuchten unter der Krempe. Der 37-Jährige hat wenig Zeit und viele Ideen mitgebracht.
Ende der 1990er Jahre absolvierte Wallmann in Darmstadt eine Ausbildung als Mediengestalter. Er kreierte Internetseiten, „doch dies war mir nicht kreativ genug“. So studierte er an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach im Hauptstudium Illustration, um Zeichentrickfilme zu produzieren. Wallmann möchte seine Helden zeichnen. Während er das sagt, holt er das Storyboard zu „Trauer Flower“ aus einer Stofftasche.
Das Drehbuch mit eigenen Zeichnungen lässt auf einen nachdenklichen jungen Mann schließen. Er mag es, zu joggen, liebt Natur und Pflanzen. Pflanzen spielen auch in „Trauer Flower“ eine große Rolle. „Ich überlegte mir, ob es möglich sei, menschliche DNA mit einer Pflanze zu kreuzen“, sagt Wallmann. Aus dieser Idee heraus entstand „Trauer Flower“. Es ist die Geschichte des depressiven Gärtners Oswald, der hinter seinem Laden für Trauerfloristik seltsame Pflanzenkunstwerke gestaltet.
Eines Tages entdeckt Oswald ein Pflanzenwesen, in das er sich sofort verliebt. Entstanden ist ein Film mit Witz und Phantasie, der in düsterer Zeichnung das Horrorfilmgenre persifliert und durch eine außergewöhnliche Grafik besticht. Der Reiz für Wallmann liegt darin, dass sich eine Pflanze vom Natur- zum Kulturwesen entwickelt, frei nach dem Konstruktivismus, der unter anderem die Frage aufgreift, wie eine Gesellschaft einen Menschen formt. Das Drehbuch zum Film reichte er mit zugehörigem Kostenplan bei der Hessischen Filmförderung ein. Zeigen möchte Wallmann den Film auf bekannten Animationsfestivals in Deutschland und Osteuropa. Wie man genau ein Storyboard erstellt, erklärt er zwischen einem Cappuccino und einem Glas Wasser. „Ich zeichne zunächst eine Idee mit Bleistift in Kästchen auf“, sagt er. Auch ein Drehbuch gelte es zu schreiben. Danach bringt er unzählige, auf diese Weise entstandene Zeichnungen in die richtige Reihenfolge und legt Bildausschnitte fest. Für die einzelnen Bilder gibt es schließlich Regieanweisungen. Komplexe Interaktionen von tausend Wesen in einem Bild sind möglich.
Wenn alle Zeichnungen fertiggestellt sind, werden diese eingescannt und sämtliche Hintergründe gezeichnet. Danach entstehen die Figuren und werden hinzugefügt. Die Figuren werden zergliedert und Ankerpunkte gesetzt. So wird es möglich, dass Figuren zwinkern oder den Kopf drehen können. Wallmann arbeitet mit Ebenen, nicht mit Einzelzeichnungen, wie es Walt Disney getan hat. Mit einem speziellen Computerprogramm ist es ihm möglich, die Figuren zu verschachteln. Am teuersten, sagt Wallmann, sei jedoch die Endabmischung im Tonstudio.
Während Wallmann die Hälfte der Woche freiberuflich als Webdesigner arbeitet, lebt er sich die restliche Woche kreativ aus und arbeitet an Ideen für neue Filme. Zum Thema Zeichentrickfilm möchte er eine eigene Internetseite unter www.trauerflower.de einrichten.
Filme von Arne Wallmann kann man sich im Internet unter der Adresse www.vimeo.com ansehen.