Karben. Mit einem Festakt verabschiedete das Berufsbildungswerk Südhessen (bbw) 115 Absolventen. Viele der Köche, Gärtner oder Holzverarbeiter finden jedoch nur schwer einen Job.
Jennifer Pfister hält mit Stolz ihr Abschlusszeugnis in den Händen. Sie ist im Bereich Köche die Beste, mit der Note „Gut“. Aufatmen kann die 22-jährige Butzbacherin allerdings noch nicht. Fast 20 Bewerbungen hat sie bisher geschrieben, doch noch keinen Arbeitsplatz in der Tasche.
bbw-Geschäftsführerin Reneé Eve Seehof bescheinigte den jungen Menschen, einen Supererfolg erzielt zu haben. 25 Prozent hätten bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Andere gingen weiter zur Schule, um eine Ausbildung auf nächsthöherer Ebene zu leisten. Mit Erreichen des Abschlusses hätten die jungen Frauen und Männer mit Lernbehinderung, psychischer Erkrankung oder sozialer Benachteiligung berufliche Kompetenz bewiesen und einen moralischen Anspruch auf gut bezahlte Arbeit.
Den Erfolg feierten die Absolventen mit ihren Angehörigen, Vertretern der Politik, zuständigen Kammern und kooperierenden Betrieben. Staatssekretärin Petra Müller-Klepper (CDU) aus dem hessischen Sozialministerium gratulierte persönlich. Sie sitzt im Verwaltungsrat des bbw. Das Land Hessen ist zu 50 Prozent Gesellschafter des Unternehmens. In den Bereichen Büro, Einzelhandel, Holz, Metall, Maler, Raumausstattung, Floristik, Gärtnerei, Mode, Textilreinigung, Gastronomie und Hauswirtschaft haben die Frauen und Männer ihre berufspraktische Ausbildung im bbw und in kooperierenden Wirtschaftsbetrieben absolviert. Nun steht der Start in das Berufsleben an. „Sie alle sind ein Stück Zukunft für unser ganzes Land“, sagte Staatssekretärin Petra Müller-Klepper.
„Reha von der Stange gibt es hier nicht“, erklärte die Politikerin. Vielmehr werde der junge Mensch ganzheitlich betreut. Als bedeutsam erachtete sie es, dass die Ausbildung im bbw nicht abgespult werde, sich vielmehr durch berufliche Hingabe der Mitarbeiter und deren großes Engagement auszeichne.
Die jungen Leute werden zudem durch das Vermittlungscenter des bbw beim Übergang von der Ausbildung in Arbeit unterstützt. Im Durchschnitt können dennoch nur rund 60 Prozent der Absolventen in Arbeit vermittelt werden. Über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, des demographischen Wandels und der Umsetzung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen wurde während einer Talkrunde diskutiert. (gia)