Bad Vilbel. Im Dezember hatten im Sozialamt die Warnglocken geläutet. Bei einer Routineüberprüfung war herausgekommen, dass es Unregelmäßigkeiten in der Kasse gegeben hat. Wie sich herausstellte, seien vor allem Gelder für die Ferienspiele zur Seite gebracht worden. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine leitende Mitarbeiterin aus dem Fachdienst Kinder und Jugend.
„Wir sind noch in der Auswertung“, erklärte Doris Möller-Scheu, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Presse. Sie hielt der Stadt Bad Vilbel vor, „keine richtig gesteuerte Buchhaltung“ geführt zu haben. Nicht alles sei belegt gewesen, weshalb alle Eltern hätten ermittelt werden müssen, die bar für die Ferienspiele gezahlt hatten.
Diese Unterlagen sind vom Gericht noch auszuwerten. Dann erst könnten die Zahlen mit den Buchungen abgeglichen werden, um einen Schaden beziffern zu können. Möller-Scheu ist „verwundert“ darüber, dass Eltern die Gelder auch bar auf den Ferienspielplätzen zahlen konnten. Eine Auswertung der Zahlen sei Mitte September zu erwarten, betont sie.
„Die Listen mit den Beträgen liegen vor“, bestätigt die ehrenamtliche Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP). Es sei sehr aufwendig gewesen, die Zahlen mit der Zahl der tatsächlich teilnehmenden Kindern abzugleichen. Im Sozialamt werde nun nachgedacht, wie man Missbrauch verhindern könne. Es gebe aber auch viele Eltern, die sich spontan entschlössen, ihr Kind auf einem der Spielplätze anzumelden. Sie griff die Anregung auf, dass Eltern das Geld direkt an die Stadt überweisen und den Beleg dann als Teilnahmebestätigung mitbringen können.
Neben den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft läuft ein Verfahren der Stadt zur Prüfung der Kündbarkeit der Mitarbeiterin, ein Beschlussverfahren am Verwaltungsgericht (VG) Gießen. Über deren Stand möchte sich Freund-Hahn (FDP) nicht äußern: „Das ist ein sehr empfindliches Thema.“ Zudem sei es nicht mehr im Bereich des Sozialamtes angesiedelt. „Es ist alles noch in der Schwebe“, sagt Rechtsdezernent und Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Meldungen, die Rückschluss auf die Beschuldigte zuließen, habe er als „persönlichkeitsverletzend“ empfunden.
Gar keine Stellungnahme abgeben wollte der Personalrat der Stadt. Vorsitzende Christa Hillenbrand sagte auf Anfrage, das Gremium gehe nicht an die Öffentlichkeit: „Wir arbeiten nur nach innen.“ Der Vorfall sei „eine interne Geschichte“.
Das nährte das Gerücht, dass der Personalrat da etwas unterm Teppich halten wolle und sich deswegen nicht öffentlich äußere. Es sickerte aber durch, dass der Personalrat „überraschend und unverständlicherweise die Beschuldigte schützen will, deswegen Partei ergreift und schweigt, weil sie selber mal Personalratschefin war und zuletzt auch dem Personalrat angehörte“, kommentierte eine Mitarbeiterin, die besorgt darüber ist, „dass dieses Mauern des Personalrates ein schlechtes Licht auf uns alle wirft und das ist nicht richtig“.
„Ich habe keinerlei Gelder unterschlagen“, betonte hingegen die Beschuldigte im Juli. Ansonsten könne sie sich wegen des laufenden Verfahrens nicht weiter äußern. Auch möchte sie „keine weiteren Personen in die Sache hineinziehen“, sagte sie. (dd/sam)