Karben. Hier schließt der Chef selbst auf: Oft genug ist es Hans-Jürgen Schenk (48), der morgens zwischen sechs und sieben Uhr als erster den Schlüssel in die Rathaustür steckt. Die frühen Morgenstunden genießt er, weil er dann ganz in Ruhe seinen Tag vorbereiten kann.
Hans-Jürgen Schenk ist Verwaltungsleiter im Karbener Rathaus. Den Posten gibt es erst seit gut elf Monaten. Sein Vorgänger Wolfgang Seuring arbeitete noch als Hauptamtsleiter. Der „Neue“ hat dagegen viel mehr Aufgaben: Er führt nun die gesamte Verwaltung. Vor allem verkörpert Schenk, dass Bürgermeister Guido Rahn (CDU) das Alltagsgeschäft der Verwaltung stärker vom Polit-Betrieb abkoppeln will. Eine solche Trennung von Politik und Verwaltung war bislang in NRW und Niedersachsen üblich.
Je mehr eine Verwaltung vom politischen Geschäft abgekoppelt sei, desto effektiver könne sie arbeiten. 33 Jahre Verwaltungsarbeit brachten ihn zu der Erkenntnis. Während dieser Jahre traf Schenk in Büdingen auf Rahn: Jener führte den städtischen Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft, bevor er 2010 in Karben Bürgermeister wurde. „Das hat aber nichts damit zu tun“, schränkt Schenk ein. Über ein normales Bewerbungsverfahren kam er zum neuen Job. Mit dem Mehr an Kompetenzen ist es für ihn dennoch ein schöner Aufstieg. Für den muss der drahtige Mann aus Glauberg viel arbeiten. 14-Stunden-Tage sind nicht selten. „Damit bin ich den Mitarbeitern kein gutes Vorbild“, räumt Schenk ein.
Wegen der langen Arbeitstage hat seine Familie vor allem am Wochenende etwas von ihm. „Das harmonische Familienleben gibt mir viel Kraft.“
Im Rathaus steuert Schenk die Abläufe in der Verwaltung. Alle wichtigen Themen laufen bei ihm zusammen, so wie die Biogasanlage. Seit Dienstantritt kümmert er sich ums Umorganisieren der Verwaltung mit an die 300 Beschäftigten. Bei Stadtwerken, Bauhof, Umweltamt und Wohnungsbaugesellschaft ist das schon geschehen. „Die Mitarbeiter sind motiviert und engagiert“, ist sein Eindruck. Aber: „Manchen muss man auch mal an die Hand nehmen.“ In vielen Momenten merke man, „dass sich politisch etwas bewegt“. Allerdings ist Schenk froh, dass ihm „ein bisschen die Historie fehlt“. Er lächelt. „Es ist von Vorteil, wenn man unbedarft herangehen kann.“
So hinterfragt er Strukturen und Aufgaben. „Ich spreche Dinge an, die bisher unausgesprochen blieben.“ Das, räumt er ein, sei für die Mitarbeiter nicht immer angenehm. Den Spruch „Das haben wir schon immer so gemacht“ erklärte er zum Tabu. „Ich höre es nun auch immer seltener.“
Wo es Probleme gebe, versuche er, Lösungen zu finden. Mehrere Mitarbeiter haben schon Zuständigkeiten oder Ämter gewechselt. „Es geht darum, für jeden die optimale Aufgabe zu finden.“ Dazu müssen viele Aufgabenbeschreibungen aktualisiert werden. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art steuert Hans-Jürgen Schenk so auf das Ziel zu: „Es soll noch selbstverständlicher werden, dass die Bürger unsere Kunden sind.“ (den)