Bad Vilbel. Schnipp macht die Schere – und schon ist etwas ab, etwa der Daumen. In hohem Bogen fliegt er über die Burgfestspiel-Bühne – das Publikum ist bei der Premiere von Shockheaded Peter (Struwwelpeter) im Burgkeller lustvoll entsetzt. Mit viel schwarzem Humor und fast zirzensischem Spiel hat Regisseur Egon Baumgarten dieses Musical inszeniert. Hinreißend: Schauspielerin und Sängerin Anne Simmering, die den Struwwelpeter-Figuren Leben einhaucht. „Snip, snip, snip, snip“ singt Simmering in der Rolle der diabolischen Mutter.
Shockheaded Peter ist ein Musical der besonderen Art. Fast im Stil von Bänkelsängern wird die Geschichte der Struwwelpeter-Figuren erzählt, vom zündelnden Paulinchen, dem Zappelphilipp, von Hans-Guck-in-die Luft und den drei bösen Buben. Aufgeschrieben und in Bilder gefasst hatte sie vor 150 Jahren der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann. Als Junk-Opera (Müll-Oper) feierte Shockheaded Peter rund um die Welt Erfolge. Für die Inszenierung in Bad Vilbel hat Regisseur Egon Baumgarten viele Stilelemente des Londoner Originals aufgenommen. So spielen die Musiker Christopher Brandt, Valery Brusilovsky, Daniel Stelter und Markus Höller, der musikalische Leiter, die melodischen und dennoch temporeichen Melodien mit kalkweiß geschminkten Gesichtern. Simmering ist die Showmeisterin, dicht an den Originalversen, aber immer eine Spur schräger und schriller.
Ausstatterin Franziska Smolarek hat sie für diese Rolle in einen taillenkurzen schwarz-weißen Frack mit Schwalbenflügeln gesteckt, hautengen Strumpfhosen und Stiefeln. Sie jagt über die Bühne und steht auch mal auf dem Kopf. Überhaupt bezaubert die Vielfalt der Stilmittel. Die Bühne dagegen ist puristisch karg. (ado)
Nächste Aufführung des Shockheaded Peter im Burgkeller: Samstag, 16. Juli, 23 Uhr, und Sonntag, 17. Juli, 21 Uhr. Eintrittskarten können gebucht werden per Telefon unter (06101) 559455 oder per Internet unter www.kultur-bad-vilbel.de.