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Sammelalben-Das Wort zum Sonntag

Kennen Sie Sammelalben und die dazu passenden Bilder? Ganz bestimmt. Bis vor kurzem waren es Tierbilder, derzeit die Fußballerinnen der Nationalmannschaft. Die Kinder (und nicht nur die) sind ganz wild darauf, es gibt Tauschbörsen und die noch fehlenden Bilder bekommen einen immer größeren Wert.

Erwachsene sammeln seltener diese Bilder für Alben, dafür aber Briefmarken, meine Oma hatte Sammeltassen, andere sammeln Puppen oder Kerzen und wir alle sammeln Erfahrungen. Die kann man natürlich nicht in Alben kleben, aber manche Erfahrungen bleiben an uns sehr hartnäckig haften. Welcher Lehrer uns als Kind ungerecht behandelt hat oder wer den Spickzettel absichtlich übersehen hat. Es gibt viele Anekdoten von Pfarrern vergangener Zeiten, die die Konfirmanden geplagt haben oder beim „Vorstellungsgottesdienst“ Schummeleien mit den Konfirmand/inn/en vereinbart haben. Manche Menschen erinnern sich noch Jahrzehnte später an unangenehme Begegnungen mit Nachbarn, und Familiendinge vergisst man sowieso nie.

Ein bisschen sind die Erlebnisse, die ich mit Menschen hatte, wie Sammelbilder, die ich in ein imaginäres Sammelalbum einklebe. Je älter ich werde, desto voller wird das Album, desto mehr erinnere ich mich und desto mehr bin ich geprägt worden. Allerdings treffen wir bei diesem Album viel stärker die Auswahl, welche Bilder ich auch tatsächlich einkleben, welche Erlebnisse an mir haften bleiben. Es gibt Menschen, die sich grundsätzlich die negativen und kränkenden Erlebnisse merken: wo ihnen Unrecht getan wurde, man sie gekränkt oder betrogen hat. Erlebnisse, wo jemand großzügig oder freundlich oder liebevoll war, vergessen sie dagegen. Wie schade, denn dadurch wird so viel Schönes ausgeblendet. Andere Menschen behalten dagegen vor allem die guten Erinnerungen. Selbst in schlimmen Zeiten erinnern sie sich an diejenigen, die ihnen geholfen haben und bekommen dadurch Kraft. Wer glücklicher ist, dürfte klar sein.

Auf dem diesjährigen Kirchentag hat Pfarrerin Ulrike Trautwein in der Predigt des Abschlussgottesdienstes von ihrem „Reich Gottes – Tagebuch“ erzählt. Sie führt eine Art Erinnerungsbuch, in dem sie alle Erlebnisse einträgt, bei denen