Bad Vilbel. Diesen Ansturm hatten Stadtmarketing-Vorsitzender Kurt Liebermeister, Bauleiterin Katharina Hauff (Architekturbüro Schneider + Schumacher, Frankfurt) Harald Lotter (Riedel-Bau, Schweinfurt), Frank Moses (Steeltec, Darmstadt) und Klaus Rotter, der Technische Leiter der Bad Vilbeler Stadtwerke, nicht erwartet. Man werde, um deutlicher zu hören sein, beim nächsten, „noch spannenderen“ Termin zum Monatswechsel Juli / August, wenn die Stahlträger montiert werden sollen, mit Megaphon arbeiten, lautete das Versprechen.
Detailliert stellte Architektin Hauff die Arbeiten des ersten Brücken-Bauabschnittes dar, die gleich nach Ostern, am 26. April, begonnen wurden und am 26. September mit der Freigabe für den Lastwagen-Verkehr einen Abschluss finden sollen. Nach der Einrichtung der Baustelle waren die Ufer auf eventuell noch nicht aufgefundene Kampfmittel aus dem Krieg überprüft worden, ehe die Spundkästen gesetzt wurden, die beim Erdaushub das Nidda- und das Grundwasser zurückhalten.
80 Zentimeter dick wurden dann die Bodenplatten der zwei Brückenköpfe auf Rotliegendes – einen gut tragenden Untergrund – gegossen. Etwa 30 Tonnen pro Quadratmeter beträgt die Tragkraft laut Moses. Jeder Kopf erhält zwei Kellergeschosse mit Aufzug, die auf der Kurhausseite vor allem als Technik-, auf der Stadtseite als Lagerräume für Bücherei und Café genutzt werden. Die Kellergeschosse werden aus wasserundurchlässigem Beton („Weiße Wanne“) gegossen und einer Rissprüfung unterzogen.
Auffällige runde Schächte, die an der Baustelle zu sehen sind, nehmen die Stahlträger auf, in welche die drei Geschosse der Brücke eingehängt werden. Da zunächst nur die unterste, ebenerdige Plattform als Baustellenfahrbahn eingezogen wird, müssen die Träger nach oben ausgesteift werden.
Das soll verhindern, dass die Konstruktion ohne Stabilisierung durch die zweite und dritte Ebene ins Schwanken gerät. Darin liegt auch der Grund, warum Baufahrzeuge maximal 30 Tonnen schwer sein und auf der Brücke nur Schritttempo fahren dürfen. Der Baustellenverkehr für die Neue Mitte soll praktisch komplett über die Brücke abgewickelt werden, um Behinderungen auf der Frankfurter Straße möglichst gering zu halten. Dennoch müssen zum Bau der Brücke die Trägerteile auf den ehemaligen Zentralparkplatz angeliefert und dort montiert werden.
Kritik, dass der gesamte Platz dafür in Anspruch genommen werde, entkräftete Moses mit dem Hinweis auf die Ausmaße. Neun Meter hoch und 40 Meter lang sei die Konstruktion, die als ganzes Stück eingesetzt werde. „Wir hätten’s lieber komplett angeliefert, aber es passt nicht durch die engen Straßen“, sagte er. Bei der nächsten Baustellenbesichtigung werde das sichtbar sein.
Weitere Kritik wandte sich gegen schmale Geh- und Radwege vor allem vor dem Kurhaus. Den Grund dafür nannte Rotter: Neben der Baustelle und ihrer Zufahrt müsse eine mindestens 3,50 Meter breite Feuerwehrzufahrt frei gehalten werden. Man habe gerade die Mindestmaße eingehalten. Radler müssten schieben oder die Umleitungsstrecke benutzen, um Fußgänger nicht zu gefährden, ergänzte der Stadtmarketing-Vize, Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU).
Sobald die Brücke stehe, werde über sie der Erdaushub für die 190 Autos fassende Tiefgarage unter der Neuen Mitte sowie der Bauschutt der Abrisshäuser abtransportiert, so Rotter. Derzeit laufe noch der Bauantrag für die Abrissarbeiten.
Für die Neue Mitte laufe ebenfalls noch das Genehmigungsverfahren, das Voraussetzung für die Ausschreibung der Arbeiten und die Vergabe der Aufträge ist. Aber „bis September werden wir wissen, wer den Rohbau errichtet“. Frühestens zum Jahreswechsel 2012 / 13 werde die Tiefgarage fertig sein, betonte Rotter.