Es sind Sommerferien! Abstand von den Alltagsdingen des Lebens, Zeit für Menschen an meiner Seite, Zeit für mich selbst. Ferien sind wichtig, denn sie schenken mir Abstand und Zeit: Was mich in Beruf und Alltagsleben beschäftigt und umtreibt, das tritt ganz gezielt in den Hintergrund. Jeder von uns weiß, wie wichtig solche Erholung für unseren Körper und für unsere Psyche ist. Und deswegen reden wir auch davon, dass wir im Urlaub die „Seele baumeln lassen“.
Das ist ein sehr schönes Sprachbild – aber stellen Sie sich das doch mal so richtig real vor: Eine baumelnde Seele… Wie soll die denn aussehen? Wie sieht die Seele überhaupt aus? Selbst wenn wir von den baumelnden Urlaubsseelen sprechen: Eigentlich ist die Sache mit der Seele wenig zeitgemäß. Die Seele ist biologisch nicht fassbar. Ist sie unser eigentliches ICH, unsere Identität, die uns von anderen unterscheidet? Ist die Seele wie das Herz (wenn wir es im übertragenen Sinne nehmen) der Sitz unserer Empfindungen, unserer Gefühle? Ist sie unser „Tor zu Gott“ und stellt so unser Leben in seine größere Wirklichkeit? Was ist die Seele eigentlich?
Nein: Wir werden es hier und heute nicht zu Ende definieren. Aber ich möchte uns Mut machen, sie trotzdem baumeln zu lassen – eben mit Zeit und Abstand vom Alltagsleben uns lieben Menschen zuzuwenden, unseren Hobbys, einfach auch dem Müßiggang eines Tages ohne Terminkalender!
In den Psalmen der Bibel ist immer wieder von der Seele die Rede: Meine Seele erkennt, wie wunderbar ich gemacht bin. Meine Seele erkennt, wie gut es mir geht und führt mich deswegen zum Lob Gottes. Gerade wer seine Seele baumeln lässt, der öffnet sein Leben auch zu Gott hin. Ich denke, auch das ist eine große Chance von Ferienzeiten: Mein im Alltag oft so eingeengtes, nüchternes und rationales Leben zu Gott hin zu öffnen.
Ich wünsche uns eine von Gott gesegnete Ferienzeit und seine Begleitung auf allen unseren Wegen.
Herzliche Grüße, Ihr
Pfarrer Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirche
Bad Vilbel