Bad Vilbel. „Die Baustelle im Herzstück unserer Stadt ist da! Wir stehen vor einer großen Herausforderung. Einhergehend mit umfangreichen Baumaßnahmen wird sich in den nächsten zwei Jahren das Bild unserer Innenstadt deutlich verändern. Die Baumaßnahmen werden die Zukunft verbessern, aber im Heute auch massive Beeinträchtigungen und Einschränkungen mit sich bringen“, umriss Kurt Liebermeister, Vorsitzender des Stadtmarketings, prägnant den Sachstand und skizzierte zugleich die Perspektiven.
„Wir wollen die Bevölkerung und das Umland für unsere Stadt gewinnen. Heute und morgen“, denn man wolle, dass hier in Bad Vilbel eingekauft wird, dass die Ärzte hier ihre Patienten behandeln können, dass Kanzleien, Steuerberater sowie Versicherungs- oder Reiseagenturen in der Kernstadt ihre Kunden beraten. Mit diesen Vorgaben hatten Liebermeister und die Vorsitzende des Gewerberings, Monika Delazer, schon die Richtung vorgeben und suchten Mitstreiter, um den zu erwartenden Umsatzrückgängen entgegenzuwirken.
„Umsatz trotz Baustelle“, lautete daher die Devise des Abends. „Früh planen, positiv denken, gemeinsam handeln, gemeinsam für ein neues Bad Vilbel werben“, sagte Liebermeister und beschwor die konsequente Verfolgung einer klaren Strategie, nur so lassen sich die gut auf zwei Jahre geschätzten Bauarbeiten, „ein ambitiöser Zeitplan“, besser überbrücken.
Doch die Organisatoren beließen es nicht nur beim Appell, sie hatten sich mit André Haußmann und Friedemann Kuhl gleich zwei Experten als Verstärkung geholt, die in ihren analytischen Power-Point-Vorträgen aufzeigten, dass man keineswegs nur auf das Licht am Ende des Tunnels warten müsse, sondern dass sich die dunkle Röhre durch ein Paket zielführender Maßnahmen geschäftlich beleuchten lasse – im Interesse der Einkaufsstadt, der Kunden, der Gewerbetreibenden, der Ärzte und der Dienstleister.
„Ich bin Bad Vilbel“ gaben Haußmann und Kuhl das Motto der Stunde vor und benannten beispielhaft eine Serie von Maßnahmen, um ihre Kernthese zu beleben und zu verdeutlichen, wie sich der Umfang der Beeinträchtigungen beeinflussen und Umsatzeinbrüche minimieren lassen. „Wie retten WIR unseren Umsatz“, fragten sie per Losung und suchten in einem Bündel von Alternativen das passende Modell – ein konzertierter gemeinsamer und geschlossener Auftritt der Gewerbetreibenden, der Dienstleister und Ärzte. Ergänzend brauche man dann noch ein gutes Bau- und Verkehrsmanagement, ausgeklügelte Werbemaßnahmen und Werbekampagnen, Informationsmaterial sowie kreative Ideen, inklusive günstige Parkplätze. Die seien mit dem zentral neben dem Kurhaus gelegenen City-Parkplatz an der Parkstraße vorhanden, wo 140 Stellplätzen zur Verfügung stehen und 30 Minuten kostenlos geparkt werden kann. Deren Existenz müsse nur noch besser kommuniziert werden, sagten sie.
Da Lärm, Schmutz, Parkplatzengpässe und Verkehrsumleitungen nicht verkaufsfördernd seien, gelte es solche negative Aspekte durch positive, wie zum Beispiel Rabatte, Einkaufserlebnisse organisieren, gute Beratung, gemeinsame Öffnungszeiten, Werbung in der Lokalzeitung („Der Bad Vilbeler Anzeiger ist gesetzt!“) und diverse Events musikalischer, künstlerischer oder auch nur rein unterhaltsamer Natur auszuhebeln und das Image der Innenstadt noch zu verbessern.
Um die Kaufkraft der Vilbeler in Bad Vilbel zu behalten und Kaufkraft aus dem Umland anzuziehen, um Stammkunden zu sichern und Neukunden hinzugewinnen, müsse sich jeder für eine „City mit Charakter“ engagieren, sich zur City bekennen und sein Geschäftsprofil schärfen. „Die Ich-Botschaft ist das stärkste Signal, das wir senden können“, sagten Haußmann und Kuhl einhellig. Es müsse eine „lokale Identität“ gestiftet („Ich bin Bad Vilbel!“) und der Bürger dazu animiert werden, sich mit Bad Vilbel zu identifizieren („Ich kauf in Bad Vilbel!“), „weil Bad Vilbel attraktiv und lebenswert ist und hier alles so nah und familiär ist“. Die beiden Experten plädierten in umfassendem Sinne für den Aufbau einer „Marke Bad Vilbel“.
Wie Michael Meyer und Moderator Steffen Kreiling vom Gewerbering dazu erläuterten, sei die Stadt bereit, die Geschäftsleute finanziell angemessen zu unterstützen, jedoch nur unter der Vorgabe, dass sie selbst in substanziellem Maße vorangehen. 50 Euro Monatsbeitrag pro Geschäft würde einen guten Grundstock für die auf zwei Jahre angesetzte Kampagne bilden. „Wenn wir nichts tun, wird es teurer!“, brachte Meyer das Problem auf den Punkt. Und Kreiling legte sich noch einmal kräftig ins Zeug: „Klar, vor uns liegt eine Durststrecke, aber das ist ja nicht als wenn eine Kanalsanierung vorgenommen würde, von der wir als Geschäftsleute nichts haben, sondern mit der Neuen Mitte wird für unsere Zukunft gebaut“, gab er zu bedenken. Danach entfachte Hebamme Susanne Otte-Seybold in einem bildhaften wie einfallsreichen „Brainstorm“ ein Feuerwerk von frischen Ideen, was einem alles zu Stichworten wie Aktions- und Thementagen, Park(ing) Days und Busziehen einfallen kann, um dem Kunden buchstäblich den roten Teppich auszurollen. Dafür wurde sie mit heftigem Beifall belohnt.